Die Morgenandacht Du sollst nicht begehren!

Morgenandacht

Die Morgenandacht Du sollst nicht begehren!

Nicht 10 Gebote, sondern 10 Wegweisungen sind es eigentlich! Pastor Timm Lohse geht in dieser Woche den Ursprüngen der 10 "Gebote" nach und übersetzt sie in unsere Zeit. Heute: "Du sollst nicht begehren!"

Bild: Radio Bremen

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"Du sollst nicht begehren!" In dem Wort "begehren" steckt das Wort "gern" genauso wie das Wort "Gier". Ich hab‘ es gern, wenn alle sich vertragen - schön! Ich möchte das auch gerne haben, was du hast - lästig! Wer den Frieden begehrt, wird geehrt, weil wir alle den Frieden gernhaben. Wer das Auto begehrt (das ihm nicht gehört), ist habgierig. Die "ich-auch-Gier" sieht man kleinen Kindern wohl noch nach, auch wenn dieses "Ich-auch" spontan Erziehungsmaßnahmen weckt: Du sollst nicht begehren!

Die Habgier entspringt dem Gefühl, der andere hat mehr oder etwas Besseres als ich; ich bin benachteiligt, mir steht das auch zu! Neid und Habgier sind eng miteinander verwandt. Kain war neidisch auf seinen Bruder Abel, wollte auch gern Anerkennung von Gott haben: Ich auch! Und diese Gier treibt Kain zum Mord an seinem Bruder Abel.

Jakob war neidisch auf seinen erstgeborenen Bruder Esau und wollte gern den Segen des Vaters haben, obwohl der ihm nicht zustand. Mit List und Tücke giert er danach und schafft es, seinen Vater und seinen Bruder Esau zu betrügen. Geschwisterneid kann das Leben zur Hölle machen. Das letzte der zehn Gebote der hebräischen Bibel listet eine Reihe von Begehrenswertem auf, das Neid und Habgier wecken könnte: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist." Hier werden Habseligkeiten aus patriarchalischer Sicht aufgeführt; das hat mit unserer Wirklichkeit wenig zu tun. Am Schluss heißt es jedoch: "Alles, was sein ist." Ja, alles. Neid und Habgier kennen keine Grenzen. Wir sind erschrocken, wenn ein Obdachloser seinem Kumpel die paar Zigaretten neidet und ihn deshalb würgt; und ebenso, wenn ein Schulkind seiner Klassenkameradin die schöne neue Schultasche zerkratzt.

Hinter dem Begehren steht der Wunsch nach Gleichheit: ich auch, genau so wie du! Vor dem Gesetz sollten alle gleich sein, das steht jedoch immer mal wieder infrage. Und wir wissen sehr wohl: die Bildungschancen sind nicht für alle Kinder gleich - und sollten diese nicht aufbegehren?! "Du sollst nicht begehren!"

Gibt es ein falsches und ein richtiges Begehren? Ja, die Gier nach Gütern, der nagende Neid vergiftet das Miteinander und vor allem die eigene Seele. Dieses falsche Begehren zersetzt die Motivation, sich selbst zu leben. Das richtige Begehren nach erfülltem Leben weckt kreative Lust, das aus eigenen Kräften zu realisieren, was mir eigen ist, was ich an mir gern habe.

Autor/Autorin

  • Timm Lohse

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