Auf der Bühne Das Theater Bremen widmet seinen Putzkräften ein eigenes Stück

Autor/Autorin

  • Andreas Schnell
Szenenbild aus dem Stück "Mach es Gut!" am Theater Bremen (Goldberg, Maschek, Gallmann, Freund, Keserovic)
Szene aus dem Stück "Mach es gut!" am Theater Bremen Bild: Jörg Landsberg

Nach der Party kommt das Aufräumen und so passt es ganz gut, dass sich das Theater Bremen am Ende der Spielzeit einem Beruf widmet, der kaum beachtet wird: den Putzkräften. "Mach es gut!" heißt die "Geschichte eines Arbeitslebens" von Sylvia Sobottka, die am 16. Juni 2023 im Kleinen Haus am Theater Bremen Premiere feierte.

Worum geht es?

Das Stück handelt von Maja, einer Einwanderin aus Polen, die in Deutschland als Putzkraft arbeitet und nun ihr Leben Revue passieren lässt. Während sie auf der Bühne zur alten Frau geschminkt wird, reflektiert sie das Verhältnis zu den Menschen, bei denen sie beschäftigt ist. Ihr Arbeitsverhältnis bewegt sich in einem Spannungsfeld von Nähe, Intimität und Ausbeutung. Je älter die Menschen werden, desto mehr Aufgaben übernimmt Maja für sie. Erst den Einkauf, dann die Pflege. So kümmert sich Maja um andere. Doch wer kümmert sich um sie?

Was gab es zu sehen?

Die Regisseurin und Autorin Sylvia Sobottka entwickelt auf Basis von Recherchen und ausgehend vom Leben ihrer Mutter ein Theaterstück, das beispielhaft ist für Millionen Menschen in Deutschland. Doch Bevor wir Maja putzen sehen, wird das Publikum mit einem Begrüßungsdrink empfangen und über den Bühneneingang direkt auf die Bühne bzw. eine Stehparty geführt. Dann hört man einen Industriestaubsauger und ist mittendrin im Thema: Was sind das eigentlich für Menschen, die hinter uns herräumen, die, um es mal drastisch zu sagen, die Drecksarbeit für uns erledigen? Und da setzt dann die Geschichte von Maja und ihrer Familie ein.

Wer sollte die Inszenierung nicht verpassen?

Szenenbild aus dem Stück "Mach es Gut!" am Theater Bremen (Tina Keserovic und Siegfried W. Maschek)
Im Stück "Mach es gut!" wird die Putzfrau Maja zur Pflegerin ihres Arbeitgebers. Bild: Jörg Landsberg

Was wir über prekäre Lebensverhältnisse wissen, stamm aus der Literatur und den Medien. Dort wird dann über die Menschen gesprochen. Dass in diesem Stück die eher marginale Position sichtbar wird, verändert schon noch einmal die Wahrnehmung. In „Mach es gut“ bekommen wir zum Beispiel mit, wie Maja sich nach dem Tod ihres Mannes durch den Paragrafendschungel kämpfen muss, um ihre Witwenrente zu bekommen. Wie sie darum kämpfen muss, das bescheidene Eigenheim erhalten zu können, um dann am Ende eben doch ziemlich allein dazustehen. Das wird hier in ganz kargen Bildern und subtil erzählt. Besonders eindrucksvoll ist dann die Szene, als sie einen alten Mann füttert, ganz liebevoll und fast schon zärtlich.

Was sagt unser Kritiker?

Trotz der emotionalen Momente vermeidet es die Autorin und Regisseurin Sylvia Sobottka, auf die Tränendrüse zu drücken. Die Figuren sind eher Typen als Charaktere, auch wenn es durchaus emotionale Szenen gibt. Vor allem Majas Arbeitgeber, also sozusagen wir Deutschen, sind satirisch zugespitzt. Eine der Figuren bezeichnet es zum Beispiel als Teil ihres "feministischen Projekts", dass sie eine Putzkraft engagiert, damit sie "als Frau" den Dreck nicht wegmachen muss. Ich kann den Abend aber durchaus empfehlen, auch wenn er vielleicht noch ein bisschen knackiger sein könnte. Aber er hat schon einige intensive Szenen zu bieten. Und vor allem Tina Keserović als Maja liefert eine sehr intensive Darstellung.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagvormittag, 17. Juni 2023, 08:50 Uhr

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