Luchs des Monats Wie Kinder den Holocaust überlebten

Autorin

Cover: Barbara Yelin, Miriam Libicki, Gilad Seliktar "Aber ich lebe", C.H. Beck, 25 Euro.
Cover: Barbara Yelin, Miriam Libicki, Gilad Seliktar "Aber ich lebe", aus dem Englischen von Rita Seuß, C.H. Beck Verlag, 176 Seiten, 25 Euro. Empfohlen für Kinder ab 14 Jahren. Bild: C.H. Beck

Der Luchs-Preis im November geht an Barbara Yelin, Miriam Libicki und Gilad Seliktar für ihre Graphic Novel "Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust". Ein ergreifendes Buch, das die Schicksale dieser Überlebenden treffend in Worte und Bilder fasst.

Barbara Yelin zeichnet das Schicksal Emmie Arbels nach, die als Achtjährige im Konzentrationslager den Tod ihrer Mutter mitansehen musste. Dabei zeigt Yelin "in ihrer einzigartigen, empathischen Wort-und-Bild-Kunst auch einen Ausdruck für das nicht zu Fassende, nicht zu Bewältigende hinter dem Erzähl- und Zeigbaren", sagt die Luchs-Jury.

Miriam Libicki beschreibt die Deportation der Familie Schaffer aus der Perspektive des Zweitklässlers David. Dabei spielt sie mit der kindlichen Wahrnehmung und verwendet farbenfrohe Aquarelle zur Darstellung der düsteren Thematik: "Der jähe Einbruch der Gewalt, der sein gewohntes Leben zerstört, wirkt durch die vordergründige Harmlosigkeit der Bildsprache umso verstörender."

Gilad Seliktar berichtet von den Erlebnissen der niederländischen Brüder Nico und Rolf Kamp und eröffnet dabei einen reflektierten Blick auf die Subjektivität des Erinnerungsprozesses, indem er Widersprüche nicht bereinigt, sondern skizzenhaft nebeneinanderstellt, was in den Erzählungen differiert.

Urteil der Jury

Die Graphic Novel "Aber ich lebe" beschreibt weit zurückliegende Traumata. "Alle drei weisen über sich selbst und eine bloße Wiedergabe dessen hinaus, was war. In ihrer Summe vermitteln sie eine Ahnung dessen, was 'Überleben' alles bedeuten kann, was die Schoah war", so Luchs-Rezensent Christian Staas. Gerade hierfür eigne sich das Erzählmedium von Graphic Novels durch seine Vielschichtigkeit besonders gut, da es "die Linearität von Filmbildern und Buchtexten sprengt, indem es Zeit- und Erzählebenen über- und nebeneinanderlegen kann. Auf ideale Weise eignen sie sich dazu, in Worte und Bilder zu fassen, worum es hier geht: das Erinnern, das Nichterinnern, das Ineinanderfließen von Vergangenheit und Gegenwart."

Die Luchs-Jury empfiehlt außerdem

  • das Jugendbuch "The Boy Who Steals Houses" von C. G. Drews (Sauerländer), empfohlen ab 14 Jahren.
  • das Kinderbuch "Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen" von Kirsten Reinhardt (Beltz & Gelberg), empfohlen ab 10 Jahren.
  • das Sachbilderbuch "Was ist ein Fluss?" von Monika Vaicenavičienė (Knesebeck), empfohlen ab 5 Jahren.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 3. November 2022, 15:10 Uhr

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