Im Porträt Warum brauchen wir das Böse, Florian Schröder?

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Kabarettist Florian Schröder
Der Kabarettist Florian Schröder parodierte schon mit 14 Jahren im TV Helmut Kohl und Norbert Blüm. Bild: Frank Eidel

Florian Schröder gehört zur ersten Garde des deutschen Kabaretts. Seine Polit-Parodien sind legendär. Doch sein neues Buch "Unter Wahnsinnigen" ist alles andere als lustig, denn hier geht er der Frage nach, warum wir das Böse brauchen.

Kabarettist Florian Schröder

Gesprächszeit Er ist überzeugt, dass wir das Böse brauchen

Florian Schröder zählt zu Deutschlands besten Kabarettisten. Doch sein neues Buch "Unter Wahnsinnigen. Warum wir das Böse brauchen" ist alles andere als lustig.

Bild: Frank Eidel

Florian Schröder bezeichnet sich selbst als "Wahnsinnigen". In der Vergangenheit war er oft herablassend, selbstgefällig und kalt. Doch dieses Muster hat er längst durchbrochen und sich verändert. Im Vorwort zu seinem neuen Buch spricht er erstmals offen über seinen kriminellen Vater.

Ich glaube, man kommt weiter, wenn man das Dunkle anerkennt und an den Tisch setzt. Und das habe ich damit versucht.

Florian Schröder möchte Menschen eine Stimme geben, die aus schwierigen Verhältnissen stammen.

Der Einblick in seine eigene Vergangenheit ist der Auftakt zu einem Buch über das Böse: "Natürlich interessiert mich dieses Thema, weil ich selbst eine Vergangenheit habe, die von dem, was man Böse nennt, geprägt war. Mein Vater war ein Betrüger, der hat Bücher geklaut und teuer weiterverkauft." Das war ein großes Tabu in der Familie, erzählt der Humorist aus Lörrach weiter, schließlich stand das Ansehen der ganzen Familie auf dem Spiel. Trotzdem will er heute offen darüber sprechen, denn: "Ich glaube, man kommt weiter, wenn man das Dunkle anerkennt und an den Tisch setzt. Und das habe ich damit versucht."

Florian Schröder schreibt über das Böse als Spiegel unserer Selbst

"In dem Moment, wo ich das Böse beschreibe, zeigt sich ja das Gute von selbst", ist der Autor überzeugt. "Das Böse ist letztlich ein Spiegel unserer Selbst. Es zeigt unsere Ohnmacht, unseren Kontrollverlust, unsere Ängste, unsere Verunsicherung. Und es zeigt, dass es etwas gibt, was uns nicht erklärbar scheint. Wie kann ein Mensch einen anderen missbrauchen?".

Sein Buch "Unter Wahnsinnigen" ist deshalb auch keine leichte Lektüre. "Ich wollte ein Buch schreiben über das Böse, in dem die Praxis, also die Erfahrung, die Nähe zu den Menschen, die ich begleitet habe, zusammenkommt mit dem, was meine denkerische Heimat ist – nämlich Philosophie, Psychologie, zum Teil auch Soziologie und Politik."

Das Böse hat eine starke, männliche Ausrichtung.

Florian Schröder, Kabarettist

Florian Schröder traf Gewalttäter, Lügner und Rechtsextreme und er war erschrocken darüber, wie selbstverständlich ihre Taten für sie waren. "Das Böse hat eine starke, männliche Ausrichtung", so sein Resümee, denn Männer agieren viel mehr nach außen. Frauen verhielten sich anders. Besonders beeindruckend war die Begegnung mit einer Schweizerin, die als junge Frau ihre eigene Mutter töten wollte. Im Buch schildert sie, wer sie einst war und wie sie mittels Therapie und Medikation den Wahn überwinden konnte. "Das waren unglaubliche Momente", fasst Florian Schröder das Gespräch zusammen.

Natürlich müssen wir gerade das Böse auf eine lustige Ebene ziehen. Das ist eine Form, damit klar zu kommen und es klein zu machen.

Rechtsextremisten sind Florian Schröders größte Gegner.

Seinen Humor hat Florian Schröder dadurch nicht verloren. Er geht weiter mit Witz auch gegen Rechtextremisten vor. "Auf der Liste der Gegner sind das diejenigen, die bekämpft werden müssen", sagt der Kabarettist. Besonders Björn Höckes Habitus sei für Satire geeignet. "Und natürlich müssen wir gerade das Böse auf eine lustige Ebene ziehen. Das ist nicht eine Ebene der Verharmlosung. Das wäre schlechte Kunst. Sondern es ist eine Form, damit klar zu kommen und es klein zu machen."

Darf Satire alles, Florian Schröder?

In seiner neuen Satireshow "Schröder darf alles!" bewegt sich Florian Schröder ganz bewusst auf einem schmalen Grad: "Ich habe eine Nummer gemacht zur Diskriminierung von Männern, weil es die ja gibt. Aber nicht, weil ich plötzlich machoid werden will oder revanchistisch, sondern weil ich in einer ironischen Art und Weise zeigen wollte: Es gibt auch die andere Seite." 

Dass er damit provoziert, ist dem Satiriker klar, doch für ihn ist ein Künstler nur dann interessant, wenn er überrascht. Das hat er von Harald Schmidt gelernt, in dessen Show "Schmidteinander" Florian Schröder mit 14 Jahren 1993 sein Fernsehdebüt gab. Einzig das Grundgesetz setzt dem Satiriker Grenzen, doch manchmal auch Instagram und X: "Social Media ist ein Weg, die kürzere Form zu üben", sagt der Meister der Schachtelsätze, der sich am liebsten am Meer entspannt.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 2. November 2023, 18:05 Uhr

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