Die Morgenandacht Warum das "Vater Unser" so hilft

Birgit Hosselmann

Die Morgenandacht Warum das "Vater Unser" so hilft

Wenn Birgit Hosselmann nicht mehr weiter weiß, betet sie das "Vater unser". Das mag altbacken klingen, sagt sie. Aber das stört sie nicht.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Wenn Birgit Hosselmann nicht mehr weiter weiß, betet sie das "Vater unser". Das mag altbacken klingen, sagt sie. Aber das stört sie nicht.

Es gibt Tage, da wäre ich lieber im Bett geblieben. Alles geht schief, nichts läuft rund. Solche Tage gehören zum Leben dazu… Leider! Da wird ein Termin vergessen, bei einer Arbeit kommt man nicht weiter oder das Marmeladenbrot fällt auf die Marmeladenseite. Dann möchte man sich einfach die Decke über den Kopf ziehen und warten, bis der nächste Tag anfängt. Oder? Aber man ahnt, dieser Tag geht auch vorbei! Und dann gibt es Tage, die geprägt sind von schlechten Nachrichten: Jemand ist ernsthaft erkrankt, da gibt es gravierende Probleme in der Beziehung, in der Familie, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Da wird ein Kind gesucht, wir haben es gerade erlebt. Das sind die schlimmsten Tage.

Wir hören und lesen von all den Kriegen und Krisen auf unserer Welt. Das ist manchmal gar nicht mehr zum Aushalten. Man will sich verstecken, verkriechen. Und wir sehnen uns danach, dass alles wieder gut und friedlich ist. Aber wir ahnen, wir wissen, dass wir die wenigsten Probleme selbst lösen können. Wir sind auf andere angewiesen: auf Ärzte, auf Pflegende, auf die Bundeswehr, auf Politiker, auf viele, die es gut mit uns meinen. Wir müssen uns auf ihr Können verlassen – und manchmal braucht es auch eine Prise Glück. Wenn ich in Situationen bin, die mir Angst und Sorge bereiten, suche ich mir Menschen zum Reden, sei es mein Partner, meine Familie, meine Freunde, ein Arbeitskollege oder eine Arbeitskollegin. Mir hilft das.

Wenn ich aber Situationen ganz allein durchstehen muss – wie früher Prüfungen bestehen oder heute auf Ergebnisse und Rückmeldungen zu warten, ist der Kopf dicht – zu. Dann bin ich so auf eine Sache konzentriert, dass man mich nicht mehr ansprechen darf. Und wenn ich weiß, ich habe auf eine Situation gar keinen Einfluss, hilft mir nur eins: Beten. Das mag jetzt sehr fromm, sehr altbacken klingen. Macht nichts. Wenn nichts mehr geht, klappt das "Vater unser". Das habe ich schon oft erfahren. Dabei denke ich an die Seniorinnen und Senioren, die ich in ihren Heimen treffe. Oft kriegen sie vom Gottesdienst kaum etwas mit. Die Ohren wollen nicht mehr so oder sie sind einfach müde. Aber beim "Vater unser" sprechen sie mit.

Ich denke an die Familie, die am Sterbebett ihrer Mutter steht. Und die nach Worten sucht, die ihr gerade jetzt Halt geben: Dann ist es das "Vater unser". Das "Vater unser" ist ein wunderbares Gebet. Es gibt Halt, weil es bekannt ist. Es gibt Halt, weil es einen mit anderen verbindet – mit Generationen vor uns und mit Menschen heute. Es gibt Halt, weil es über uns hinaus reicht, weil es an Gott gerichtet ist. Er soll helfen – und auf seine Art und Weise tut er es. Er will uns diesen Halt geben. Das ist sein Versprechen.


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