Die Morgenandacht Jesus und die Armen
Standdatum: 23. Oktober 2022.
Die Morgenandacht Jesus und die Armen
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Kürzlich bin ich mit der Straßenbahn in den Bremer Osten gefahren, in das Zentrum des Stadtteils Osterholz-Tenever. Ich wollte Fotos von der RaphaelOase aufnehmen – also von einem Projekt, dass sich um Menschen in Not kümmert. Im OTe-Zentrum von Tenever traf ich auf die engagierte Ordensschwester Deodata und auf fröhliche Helferinnen und Helfer. Sie packten gerade Nudeln, Kaffee, Marmelade und Speiseöl auf die Tische.
Was mich überrascht und zugleich nachdenklich gemacht hat: Draußen vor dem Ote-Zentrum standen rund 30 Leute und warteten. Und zwar schon eine ganze Stunde vor Beginn der kostenlosen Lebensmittelausgabe. Damit hatte ich nicht gerechnet. Offenbar muss die Not dieser Menschen sehr groß sein. Aber wir leben ja auch gerade in einer Zeit, in der alles teurer wird.
So richtig kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das ist, arm zu sein. Wie das ist, kaum Geld für das Essen zu haben und am Monatsende jeden Euro und Cent umdrehen zu müssen. Ganz sicher bin ich nicht reich, aber auf dem Konto unserer Familie ist stets genug Geld da.
Wer die Bibel aufschlägt, findet viele Stellen, in denen es um die Armen geht und um Gerechtigkeit. Dabei zeigt sich: Gott ist parteiisch – er steht auf der Seite der Armen. Die Bibel beschreibt ihn als einen „Anwalt der Armen“. Immer wieder wird betont, wie sich Gott schützend vor die Armen stellt. Und gelobt werden diejenigen, die sich um die Armen kümmern. An mancher Stelle werden wir sogar direkt aufgefordert, zu helfen. So heißt es im Buch des Propheten Jesaja: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: … an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen." Auch Jesus fordert dazu auf.
Wie glaubwürdig die Kirche ist, das zeigt sich für mich auch daran, wie sehr sie sich um arme und obdachlose Menschen kümmert. Die RaphaelOase in Tenever ist ein Beispiel für ein gelungenes Hilfsprojekt. Die Ordensschwester, die es leitet, gehört zu den Franziskanerinnen. Franziskanerin, der Name hat mit einem jungen Mann namens Franziskus zu tun. Der lebte vor rund 800 Jahren in der italienischen Stadt Assisi. Sein Vater war ein reicher Tuchhändler. Franziskus entschied sich eines Tages, freiwillig arm zu leben. Er gründete einen Bettelorden, der sich ziemlich schnell ausbreitete, auch nach Deutschland, bis Bremen. Die Franziskaner, so heißen die Ordensmitglieder, errichteten im Schnoor-Viertel eine Kirche – die heutige Propsteikirche St. Johann. Es ist eine Franziskanerkirche, was man daran erkennt, dass sie aus Gründen der Bescheidenheit keinen Kirchturm besitzt. Diese Kirche erinnert an das Gebot, den Armen zu helfen. Zu Zeiten von Jesus, vor 800 Jahren und selbstverständlich auch heute.