Die Morgenandacht Unverdientes Glück

Uwe Cassens
Uwe Cassens

Die Morgenandacht Unverdientes Glück

Unverdientes Glück ist schön – wenn es einen selber trifft. Wenn es andere trifft, ist es ein Grund für Missgunst und Neid. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Pastor Uwe Cassens kennt sie alle.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Warteschlangen sind lästig. Besonders ganz hinten. "Hier nicht mehr anstellen bitte", ruft die Kassiererin im Supermarkt. Es wird geschimpft und genörgelt. Und ich versteh das. Ich steh meistens ganz hinten. Von Gemecker und Protest in einer Warteschlange handelt auch eine biblische Geschichte. Jesus hat sie mal erzählt. Und die Geschichte geht so:

Ein Winzer hat Hochsaison. Im Weinberg wird jede verfügbare Hand gebraucht. Er also frühmorgens dahin, wo man Leute findet: auf den Marktplatz. So gegen Mittag merkt der Winzer, dass er noch mehr Leute braucht. Er also wieder hin zum Marktplatz. Und weil er offensichtlich eine ziemlich soziale Ader hat, stellt er den neuen Arbeitern auch den kompletten Tageslohn in Aussicht. Kurz vor Feierabend merkt der Chef, dass er noch mehr Leute braucht. Er also wieder dahin, wo die Arbeitslosen rumstehen und die Männer an Theken und an Tischen sich den Schaum von den Lippen wischen. Und tatsächlich: Er findet noch Leute, die bereit sind, so kurz vor Feierabend sich die Hände schmutzig zu machen. Und er ist bereit, denen auch den Lohn für einen ganzen Tag zu bezahlen.

Nach Feierabend kommen sie alle zusammen: Leute mit Sonnenbrand nach acht Stunden buckeln. Kurzarbeiter. Ausbezahlt wird cash.  Aber es gibt Ärger: Das kann doch nicht sein: Alle kriegen dasselbe! Acht Stunden Arbeit – vier Stunden – eine Stunde – egal! Einer der Acht-Stunden-Arbeiter macht sich zum Wortführer und stellt den Chef wird zur Rede. Der aber bleibt ganz cool: "Hast du nicht gekriegt, was abgemacht war?" Und dann sagt er einen tollen Satz: "Kannst du etwa meine Güte nicht aushalten?"

Ist das nicht eigenartig? Das unverdiente Glück anderer Leute können wir nicht immer kommentarlos hinnehmen. Das Lob für den anderen versetzt uns manchmal einen Stich. Die Anerkennung, die der andere erfährt, hätten wir auch ganz gerne für uns gehört. Wenn Jesus solche Geschichten erzählt hat, dann wollte er seinen Zuhörern immer auch eine Information über Gott geben: Das Wesen Gottes ist auch – provozierende Güte. Wir urteilen manchmal schnell. Über einen Menschen. Seine Leistung. Über das, was ihm zusteht. Oder auch nicht zusteht. Aber Gott denkt offensichtlich über das Leben der anderen anders als wir. Großzügiger. Freundlicher.

Versuchen Sie das heute doch mal: Freuen Sie sich doch mal mit, wenn Sie heute bei jemandem feststellen: Der hat aber mal unverdient Glück gehabt. Sie verlieren nichts dabei, denn das Glück der anderen nimmt Ihnen gar nichts. Sie werden die Welt mit anderen Augen sehen!                                          

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