Die Morgenandacht Klösterliches Leben und Hildegard von Bingen

Morgenandacht

Die Morgenandacht Klösterliches Leben und Hildegard von Bingen

Das Leben von Ordensleuten im Kloster kann beispielhaft zeigen, dass es Größeres gibt als unsere eigene Befindlichkeit, meint Elisabeth Hunold-Lagies.

Bild: Radio Bremen

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Heute, am Gedenktag der Heiligen Hildegard von Bingen, soll es um eine besondere Form der "Wahlverwandtschaft" gehen: klösterliches Leben. Vor einigen Tagen haben wir von der Auffassung Jesu gehört, dass zu seiner "Familie" diejenigen gehören, die das Wort Gottes hören und danach handeln. Das, was Familie ausmacht, wird also relativiert im Hinblick auf die Zugehörigkeit zu Gott. Diese Zugehörigkeit gilt mehr als die verwandtschaftliche Beziehung.

Menschen, die in einen Orden eintreten, zeigen das auf besondere Weise. In der Regel legen sie ihren eigenen Vornamen ab und erhalten einen neuen Namen. Der Verzicht auf eigenen Besitz ist wesentliche Voraussetzung. Das "ora et labora" – "bete und arbeite" aus dem Spätmittelalter beschreibt einen Alltag, in dem die festen Elemente des Gebetes und der Arbeit sich gegenseitig durchdringen. Die Ordensfrauen und -männer sind sehr stark miteinander verbunden: durch ihren Glauben, ihre gemeinsame Arbeit, die allen zugutekommt, durch die starke Konzentration auf das, was ihnen im Leben wichtig ist.

So unterschiedlich die einzelnen Ordensgemeinschaften auch sein mögen – Klöster üben auch in der heutigen Zeit eine große Faszination auf viele Menschen aus. Vielen durch Arbeit und Alltag überforderten Menschen bieten sie für einige Tage eine Oase oder geistige Tankstelle mit ihren Angeboten an Exerzitien oder Tagen des Schweigens, gekoppelt mit Gesprächsangeboten oder der Einladung, an den Gebetszeiten teilzunehmen. Sie bieten einen Lebensentwurf an, der sich von vielem unterscheidet, was wir für selbstverständlich und unverzichtbar halten: Besitz, Zerstreuung durch zahlreiche Freizeitaktivitäten, großer beruflicher Ehrgeiz, immer etwas Neues in möglichst kurzer Zeit.

Wir erleben seit einigen Jahren, dass mehrere schwere Krisen unseren Alltag erschüttert haben: Corona, der Ukrainekrieg mit schwer abzuschätzenden wirtschaftlichen Folgen, die Klimakrise, die endlich wieder stärker bewusst wird. Diese Krisen haben mehrere unserer vermeintlichen Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt und uns die Verletzlichkeit unseres Zusammenlebens gezeigt. Prioritäten haben sich verschoben; wir lernen Dinge neu zu schätzen, denen wir sonst zu wenig Beachtung geschenkt haben.
Klösterliches Leben ist sicher eine ganz besondere Form des Lebens und nur für wenige der eigene Weg. Aber es kann uns beispielhaft zeigen, dass es Größeres gibt als unsere ganz eigene Befindlichkeit, und in dieser Erkenntnis liegt ein großer Reichtum.

Autor/Autorin

  • Elisabeth Hunold-Lagies

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