Wie eine Lilienthalerin gegen Liebesbetrug im Internet kämpft

Autor/Autorin

  • Catherine Grimm
Grafik zeigt eine Hand, die ein Mobiltelefon mit zerbrochenem Herz und Funkwellen zeigt
Viele Menschen suchen im Internet nach der Liebe. Aber dort tummeln sich auch Schwindler, die es auf Geld abgesehen haben. Bild: Imago | Science Photo Library

Beim "Love Scamming" zahlen Frauen viel Geld an Männer, die ihnen im Internet Liebe versprechen. Helga Grotheer war selbst Opfer von so einem Liebesbetrug — und kämpft nun gegen die "Scammer".

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"Love Scamming"-Opfer aus Lilienthal macht mobil

Vorwiegend Frauen gelten als Opfer von "Love Scamming" im Internet. Frauen, die hohe Summen an Männer zahlen, die ihnen Liebe und Geborgenheit versprechen. Helga Grotheer aus Lilienthal ist auch auf einen solchen Betrug reingefallen. Jetzt sagt sie den "Scammern" den Kampf an.

Bild: Radio Bremen

Das sogenannte "Love Scamming" ist eine Form des Liebesbetruges, der im Netz stattfindet. Die Betrüger bauen per Mail oder Textnachricht über Wochen eine emotionale Beziehung zu ihren Opfern – meist Frauen – auf. Dabei sind der Beruf, die Fotos und auch alle anderen Informationen über den vermeintlich neuen Partner falsch. Dann gerät der in eine finanzielle Notlage, benötigt ganz schnell Geld. Und viele Frauen zahlen teilweise hohe Summen an die Betrüger, die ihnen Liebe vorgaukeln. Genaue Zahlen, wie viele "Love Scamming"-Taten es gibt, existieren nicht. Denn in der Kriminalstatistik wird "Love Scamming" unter den Betrugsdelikten nicht einzeln aufgeführt.

Betroffene Frauen drehen den Spieß um

Zusammen mit Mitstreiterinnen aus ganz Deutschland geht die 62-jährige Lilienthalerin Helga Grotheer mit ihrem extra eingerichteten Zweithandy auf "Love Scammer"-Jagd. Dafür hat sie ein eigenes Forum für Opfer von Liebesbetrug im internet gegründet. Sie will die Betrüger mit ihren eigenen Waffen schlagen. Helga Grotheer lernt selbst vor 14 Jahren auf einem Dating-Portal auf einen gut aussehenden Ingenieur aus England kennen. Sie ist damals alleinerziehend, in einer Umbruchphase und muss für eine Prüfung lernen.

Es kam der richtige Mann, mit den richtigen Worten, zur richtigen Zeit. Da hatte ich verloren und bin ihm verfallen.

Helga Grotheer

"Es kam der richtige Mann, mit den richtigen Worten, zur richtigen Zeit. Da hatte ich verloren und bin ihm verfallen. Es war genau mein Typ, genau meine Kragenweite. Er fand die richtigen Worte und war für mich da. Er hatte mich aufgebaut und mich durch die Prüfung getragen", erzählt Helga Grotheer. Der Schwindel fliegt nach Monaten auf, weil sie durch Zufall sein Profil in einem Portal findet, das vor "Love Scammern" warnt. Für Grotheer bricht eine Welt zusammen. Der Liebeskummer ist groß, die Wut aber größer: "Das kann doch nicht angehen! Die spielen mit den Gefühlen. Du leidest wie Sau, weil das tut man dann, wenn man feststellt, man ist betrogen worden. Da musst du was gegen tun." Das macht sie dann auch und gründet ihr Forum.

Verschuldet durch "Love Scamming"

Darüber hat sie auch Hannelore Neumüller aus Bremen kennengelernt. 170.000 Euro hat die damals 70-jährige Witwe einem Mann überwiesen, den sie beim Online-Scrabble-Spiel kennenlernt. Ein angeblich wertvolles Paket ihres Liebsten ist auf dem Weg zu ihr und hing in Dubai fest. Er bittet sie darum, die immer höher werdenden Zoll- und Lagergebühren zu zahlen. "Ich hatte gedacht: Jetzt, wo wir so weit gegangen sind, kann ich ihn doch nicht hängen lassen. Der Mann liebt mich, ich habe mich in ihn verliebt, darin hängt seine ganze Existenz. Also habe ich zwei Kleinkredite aufgenommen und den Rest bezahlt", erzählt Neumüller. Ein Anwalt weckt die 70-Jährige schließlich auf. Neumüller findet in Helga Grotheers Forum Menschen, die sich mit ihr solidarisieren und sie unterstützen.

Rund 70 Festnahmen

Gemeinsam habe man schon rund 70 Festnahmen ermöglicht, erzählt Grotheer stolz. Man habe die Männer hingehalten, sie zur Geldübergabe bestellt und dann von der Polizei schnappen lassen, so Grotheer. "Scammer" finden sich auf jeder Plattform im Internet. Das Netz an sich möchte sie dennoch nicht verteufeln: "Man kann sich ja im Internet kennenlernen, da sagt ja kein Mensch etwas dagegen. Die erste Scheu überwinden, so ein bisschen Geplänkel hin und her ist ja ok, aber dann sollte es zu einem Treffen kommen".

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 1. Juli 2022, 11:40 Uhr

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