Die Morgenandacht Reich Gottes oder: Schon da und noch zu erwarten

Ragna Miller

Die Morgenandacht Reich Gottes oder: Schon da und noch zu erwarten

"Das Reich Gottes ist mitten unter Euch", sagt Jesus. Kann er das wirklich durchhalten in einer Welt, die von Krieg, Hass und Chaos durchzogen ist?

Bild: Bremisvhe Evangelische Kirche

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"Das Reich Gottes ist mitten unter Euch", sagt Jesus. Kann er das wirklich durchhalten in einer Welt, die von Krieg, Hass und Chaos durchzogen ist?

Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Sagt Jesus.
Mitten unter uns? Echt jetzt?
Ich schaue mich um.
Sehe Sperrmüll im Hauseingang.
Höre in der Ferne Sirenen vorbeiziehen.
Rieche den Flughafen mit Kerosin in der Luft.
Sehe einen Mann, der seine Frau schubst.
Höre in den Nachrichten von Bomben die fallen und Bomben, die geliefert werden müssen.
Ich rieche das Parfum der alten Dame vor mir, die sich mit ihrem Rollator vorwärtskämpft und einsam aussieht.

Das Reich Gottes ist also mitten unter uns…
Sagt Jesus. Und ich will ihm widerspreche. Es herrscht Krieg und es herrscht Chaos – das ist nicht das Reich Gottes. So will ich das nicht.
Das Reich Gottes muss doch mehr sein als der Wahnsinn dieser Welt.
Der Jesus in meinem Kopf nickt und sagt: ja, und doch ist es mitten unter euch. Das Reich Gottes ist wie ein Senfkorn und es ist mitten unter euch.
Ich schaue mich um. Sehe immer noch die Not und Wut und Instagramm. Sehe das Unrecht und die Tränen.
Denke: Ich kann es nicht erkennen. Ich würde es gerne sehen. Wo ist das Reich Gottes? 
Der Jesus in meinem Kopf sagt: Guck noch mal hin. Das Reich Gottes ist anders als das, was du suchst. Das Reich Gottes ist arm. Das Reich Gottes ist für Kinder. Das Reich Gottes ist abgeranzt, dreckig und wunderschön. Das Reich Gottes ist schon hier und es ist noch nicht da…
Dann wird der Jesus in meinem Kopf lauter: das Reich Gottes ist kein tausendjähriges Reich, ist keine Nation, keine militärische Sicherheit. Ist keine Gewalt und ist keine Macht. Im Reich Gottes lacht ein Mensch über den Gedanken von Krieg, Sieg und Gewalt. 

Und sanfter sagt der Jesus in meinem Kopf: Das Reich Gottes ist mitten unter euch und es wächst wie ein Senfkorn.
Meine Gedanken kommen zur Ruhe und es bahnt sich ein Gedanke.
Ein Senfkorn ist ziemlich klein und doch wächst es auf.
Wäre das Reich Gottes Macht und Nation, dann hätten wir Menschen das letzte Wort. Welch ein Hohn wäre das, denn dann brächten Bomben Hoffnung und das Morgen wäre wie das gestern. Und wir lästern über die Hoffnung und die Hoffnung liefe ins Leere.
Das Reich Gottes ist mitten unter uns. Ist hier und jetzt, und doch müssen wir Menschen dieses Reich ersinnen.

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