Die Morgenandacht 12 Menschen im Boot

Manuela Brocksieper
Manuela Brocksieper

Die Morgenandacht 12 Menschen im Boot

Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von kleinen Booten mit 12 Menschen im Polarmeer.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von kleinen Booten mit 12 Menschen im Polarmeer.

Ich bin nicht nur Mitarbeiterin der Epiphaniasgemeinde in Bremen, sondern auch Geowissenschaftlerin. 2022 habe ich an einer Arktis-Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichte ich von meinen Erfahrungen auf dieser Expedition mit 12 Menschen im Boot im Polarmeer. Und zwar im Schlauchboot. Im sogenannten Zodiac sind wir bis zu dreimal täglich an Land getendert. Von unserem Schiff, von der Ulla Rinman aus. Vorne im Boot liegen die Gewehre. Erst geht die Bärenwache an Land und sichert. Dann darf man selbst aussteigen, die Rettungswesten in Seesäcken verstauen und schließlich mit dem Material zu Untersuchungen ausschwärmen. Alle mit unterschiedlichen Aufgaben oder in kleinen Teams unterwegs.

Und beim Überfahren mit dem Boot fühlt man sich oft wie in der Geschichte von der Stillung des Seesturms. Denn stürmisch war es öfter, wenn man los musste. Das war schon spannend beim Einsteigen in das Zodiac, beim Anlanden und Sichern der Rucksäcke auf dem Weg. Gut festhalten muss man sich. Niemand will schließlich im Polarmeer landen. Die schweren Gummistiefel sind da schon ein guter Halt. Allzu ängstlich war ich auch nicht. Aber ich bin keine gute Schwimmerin. Da geht es mir ganz so, wie den Jüngern in der Geschichte vom Seesturm, schätze ich. Die waren im Sturm voller Angst. Und Jesus? Der schläft einfach nur in aller Seelenruhe, bis sie ihn aufgeregt wecken.

In dieser Geschichte geht es um Vertrauen. Worauf vertraust Du? Was ist Deine Absicherung, wenn es mal turbulent wird im Leben? Was gibt Dir Halt?Sind es Menschen? Versicherungen? Familie oder Freunde? Finanzen oder sportliche Fertigkeiten? Kann man sich vollkommen auf sich selbst verlassen? Oder was trägt einen durch den Sturm? In der Arktis haben wir – wenn es so richtig heftig wurde – in einem Fjord abgewettert. Wie es so schön heißt. Vor Anker liegen und erstmal abwarten.

Vielleicht oft kein schlechter Rat auch im übertragenen Sinn. Erstmal Ruhe bewahren. Nicht gleich kopflos reagieren voller Panik, wie die Jünger auf dem Boot. Aber: Sturm ist Sturm. Und wenn man selbst vollkommen trudelt und haltlos in Panik gerät. Wen ruft man dann an? Wer trägt dann? Wer beruhigt die Situation? Ich bin ziemlich froh, dass ich das für mich beantworten kann. Für mich ist das mein Glaube. Aber ich bin auch froh, dass ich es noch nicht so oft ausprobieren musste, wie tragfähig mein Glaube in wirklich dunklen Zeiten ist. In ruhigen Zeiten über so etwas nachdenken kann man nur in der Theorie. Vor dem Sturm.

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  • Manuela Brocksieper

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