Die Morgenandacht Nur ein Schuss

Manuela Brocksieper
Manuela Brocksieper

Die Morgenandacht Nur ein Schuss

Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von alltäglichen und wenig alltäglichen Waffen.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von alltäglichen und wenig alltäglichen Waffen.

Ich bin nicht nur Mitarbeiterin der Epiphaniasgemeinde in Bremen, sondern auch Geowissenschaftlerin. 2022 habe ich an einer Spitzbergen-Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichte ich von meinen Erfahrungen auf dieser Expedition. Die Arktis. Das Reich der Eisbären. Und ihretwegen braucht es auch bei jedem Landgang und schon vorher vom Schiff aus eine intensive Bärenwache. Denn das ist auf Spitzbergen eine reelle Gefahr. Immerhin gibt es dort weit mehr Eisbären als Menschen und wir sind zu Gast in ihrem Gebiet. Müssen uns also auch verantwortlich verhalten. Das bedeutet: vorher sichten, beobachten und vermeiden. Man hat bei der Bärenwache ein Funkgerät, um das Schlauchboot schnellstmöglich wieder an den Strand zu rufen. Außerdem ein Fernglas, eine Signalpistole, zum Verschrecken – aber eben auch ein Gewehr für die letzte Rettung in kritischen Momenten. So ausgestattet ist man nicht alle Tage unterwegs. Eine vollkommen neue Erfahrung. Schießen selbst darf man auch erst, wenn der Eisbär näher als 50 Meter auf einen zukommt. Und auch dann wird sehr genau untersucht, ob es denn wirklich Notwehr war. Zum Glück sind wir nicht in eine solche Situation gekommen.

Unsere Bärenwache war eben immer auf Zack und hatte gut vorausschauend für uns geguckt. Die Bären, die wir so schon vom Schiff aus registriert haben, konnten wir uns vom Wasser aus ansehen. Wie gut. Zum Glück gehören Waffen nicht zu unserem normalen Alltag. Und dennoch wird im Psalm 64 von einer Waffe geredet, die wir ständig mit uns führen. Worte. Sie treffen oft wie ein geschärftes Schwert oder wie ein giftiger Pfeil. So heißt es da. Und in ganz ehrlichen Momenten fallen mir auch immer wieder Menschen ein, die ich mit Worten verletzt habe. Absichtlich oder einfach unbedacht und sorglos. Das wird Ihnen vermutlich nicht anders gehen.

Wenn man genau jetzt ein Gesicht vor Augen hat, dann ist es vielleicht Zeit für eine Entschuldigung? Ein gutes Wort. Einen Schritt auf andere zu. Dinge gerade zu rücken. Worte können Waffen werden. Verletzend sein. Menschen klein machen oder Hoffnungen und Träume vernichten. Aber – sie können auch genau das Gegenteil bewirken. Sie machen Mut. Bauen auf und tun einfach gut.
Wem kann ich heute den Tag mit einem guten Wort verbessern?
DAS zumindest ist doch ein tolles Ziel.

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  • Manuela Brocksieper

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