Die Morgenandacht Ein ewig langer Tag

Manuela Brocksieper
Manuela Brocksieper

Die Morgenandacht Ein ewig langer Tag

Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis-Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von einem Tag, der nie endet.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Manuela Brocksieper ist kirchliche Mitarbeiterin und Geologin. Vor zwei Jahren hat sie an einer Arktis Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Erfahrungen. Heute von einem Tag, der nie endet.

Ich bin nicht nur Mitarbeiterin der Epiphaniasgemeinde in Bremen, sondern auch Geowissenschaftlerin. 2022 habe ich an einer Arktis-Expedition teilgenommen. In dieser Woche berichte ich von meinen Erfahrungen auf dieser Expedition. In der Arktis ist es 24/7 hell. Also rund um die Uhr.Das arktische Licht scheint alles zu durchdringen. Wann auch immer man an Bord des Forschungsschiffes ist – es ist gleißend hell. Schon bei der Anreise dippt die Sonne nur einmal kurz an den Horizont – und danach bewegte sie sich gefühlt kaum noch für über 5 Wochen. Das ist schon erstaunlich. Und es belastet einen auch gar nicht so sehr, wie man sich das vorher in der Theorie ausmalt.Licht. Einfach immer und überall. Es sieht aus, wie in der Karibik. Nur eben ohne Palmen.

Für Geologen und Geologinnen, wie ich eine bin, eine wunderbare Voraussetzung. Man sieht einfach alle Gesteinsschichten, Veränderungen, Brüche und Verschiebungen. Wie aus dem Lehrbuch aufgeklappt und ohne wie wir sagen "störende Vegetation". Nichts ist durch hohe Bäume oder Sträucher verdeckt. Und so ein wenig kahl ist es ja auch jetzt noch bei uns hier. Erstes Sonnenlicht leuchtet in die hintersten Winkel. In den Schlamm des Gartens, auch in die noch unschönen Ecken von Blättern und Pflanzenresten, um die man sich im Herbst nicht mehr kümmern konnte. Doch trotz allen Lichts ist es dennoch auf Spitzbergen auch arktisch kalt und der Wind bläst einem oft genug um die Ohren. Das ist nicht nur angenehm: wenn alles immer im hellsten Licht erscheint. Auch nicht im übertragenen Sinn: Ohne Schatten. Ohne Beschönigungen. Brutal ausgeleuchtet.Schon jetzt rollen manche mit den Augen, was die ersten Sonnenstrahlen in den Wohnungen so alles an den Tag bringen.

Wie fühlt man sich, wenn man mal selbst so richtig unter der Lupe steht? Ist das einfach? Ich glaube nicht wirklich. Das ist nicht angenehm, wenn auch die miesen Ecken unseres Charakters für alle sichtbar sind. Daher bin ich sehr froh darüber, dass es im Glauben immer wieder um Gnade und Liebe Gottes zu uns geht, die alles bescheint. In seinem Licht, unter einem barmherzigen Blick, da können wir gut sein. Vielleicht genau so, wie man oftmals seine Kinder ansieht. In ganz ehrlichen Momenten. Natürlich weiß man um all ihre Schwächen, Eigenarten und Macken. Aber man liebt sie mit all dem. Bedingungslos.
So soll es auch sein. Und: da macht das Kind-sein bei Gott doch wieder richtig Mut! Wir sind nicht auf dem Prüfstand – wir sind geliebt. So, wie wir sind.

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