Die Morgenandacht "Du sollst nicht töten" – auch nicht mit Worten

Ingo Wilberding
Ingo Wilberding

Die Morgenandacht "Du sollst nicht töten" – auch nicht mit Worten

Jesus will, dass wir gute Worte über einander gebrauchen, vor allem auch über die, die wir nicht mögen, ist Ingo Wilberding überzeugt.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Jesus will, dass wir gute Worte über einander gebrauchen, vor allem auch über die, die wir nicht mögen, ist Ingo Wilberding überzeugt.

Mit Schimpfworten nehmen wir einander das Leben – Stück für Stück. Die Erwachsenen, die mit Worten und im Tonfall signalisieren, dass Kinder eigentlich nie das Richtige tun können, zerstören damit den Glauben des Kindes an sich selbst.
Jesus spricht von den Schimpfworten "Nichtnutz" oder "Narr". Mit einem Nichtsnutz will niemand etwas zu tun haben, einen Narr nimmt man nicht ernst. Werfe ich einen Blick in die sogenannten Sozialen Medien, in Foren und Kommentarspalten, dann verstehe ich ziemlich gut, was Jesus eigentlich meint. Da sind "Dummkopf" und "Narr" noch sozusagen der Kindergarten der Beleidigungen. Es sind immer Ausdrücke, die diejenigen, die wir damit meinen, gleichsam vor die Tür setzen. Für Jesus sind der Glaube an Gott und unsere Art und Weise, einander zu betrachten und zu behandeln, zwei Seiten ein und derselben Sache. Es macht keinen Sinn, in der Kirche zu sitzen und fromm auszusehen, wenn wir nachher hingehen und andere Menschen in den Schmutz ziehen.

Wenn wir sagen, dass wir glauben, dann muss der Glaube auch in unserem Leben miteinander zu spüren sein. "Du sollst nicht töten", sagt das fünfte Gebot. Wir sollen es nicht nur unterlassen, einander umzubringen, auch wenn wir Lust dazu hätten. Nein, wir sollen das Böse an der Wurzel packen: Unsere eigenen Worte, unsere Vorurteile, unsere Selbstsucht und unser Neid. Wir sollen den Zorn nicht Macht über uns gewinnen lassen, und wir sollen auf die Worte achten, die wir benutzen, wenn wir zu und miteinander reden.

Von Gott haben wir Worte in unserem Mund, Worte, die verkrüppeln können, Worte, die aufrichten können, Worte, die guttun können, und Worte, die wehtun können. Oft haben wir vor allem einen Blick für das, was andere falsch sagen oder tun und was sie uns schulden. Aber Jesus kehrt das Bild um, so auch heute. Wenn wir uns heiß gedacht und geredet haben über das, was andere im Denken und Tun falsch gemacht haben, dann sagt Jesus: Es könnte ja genau umgekehrt sein. Gebraucht die guten Worte, die ihr habt, gebraucht die Möglichkeit, die ihr habt, um ins Gespräch zu kommen, versöhnt euch miteinander, während ihr zusammen auf dem Wege seid. Dafür sollen wir die Sprache einsetzen und nicht dafür, dass wir über einander richten und andere verurteilen. So sprach und lebte Jesus. Wahrnehmen, Ernstnehmen, Aufrichten, ins Leben führen.

Du sollst nicht töten. Das gilt noch immer. Dazu fügt Jesus die Wahrheit über die schöpferische Macht der Worte. Er will, dass wir die Worte besonnen verwenden. Er will, dass wir gute Worte über einander gebrauchen, vor allem auch über die, die wir nicht mögen – und das Wunderbare geschieht: Unsere Worte bewirken das, was sie sagen. Der, den wir einen Freund nennen, wird freundlicher, der, den wir einen Menschen nennen, wird menschlicher.
Man muss nur damit beginnen!

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