Die Morgenandacht Seht, die gute Zeit ist nah
Stand: 12. Dezember 2023.
Die Morgenandacht Seht, die gute Zeit ist nah
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"Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Frieden werde." Dieses Adventslied habe ich in diesen Tagen mit einem beklommenen Gefühl gesungen. Gute Zeit? Frieden? Wirklich? Es ist keine gute Zeit, jedenfalls weltpolitisch. Der schon so lange andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine, dann der pogromartige Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten im Oktober und die militärische Reaktion Israels - dieser Krieg im Nahen Osten sorgt auch weltweit für Unruhe und Gewalt. Und dann singen wir so friedliche Lieder? Passt das zusammen? Ist das nicht ein Wegducken vor der Realität? Rückzug in eine Innerlichkeit mit Kerzenschein und Plätzchen, und die böse Wirklichkeit bleibt lieber draußen? Seht die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, so heißt es in dem Adventslied. Da hat sich Gott ja eine schöne Erde ausgesucht, auf die er als Mensch Jesus gekommen ist. Wenn Gott sich das man gut überlegt hat.
Wenn ich zurückblicke auf die Zeit vor über 2000 Jahren, als das Jesuskind auf die Welt kam: Da wurde das Neugeborene mangels Herberge in eine Krippe gelegt, die Zeit war schon damals nicht gut. Geboren in einem von Römern besetzten Land, arm, obdachlos, schon bald von Verfolgung bedroht, die junge Familie musste vor Herodes nach Ägypten fliehen – und genau in diese friedlose Welt ist Gott hineingeboren worden. Gott, der Mensch wurde und erlebt hat, was für Zumutungen diese Welt für ein kleines Menschenkind bereithielt. Gott wollte das offenbar genau so.
So betrachtet finde ich es ausgesprochen tröstlich, dass ich auch in einer friedlosen Welt mit Gott rechnen kann. Auch und gerade in einer unfriedlichen Welt kann ich mich darauf verlassen: Gott ist da. Weil das Gotteskind Leid und Unfrieden in der Welt nicht ausgewichen ist. Das göttliche Kind Jesus ist gerade dorthin gekommen, wo Menschen leiden, trauern, Schmerzen haben, allein sind. Eine wahrhaft gute Zeit ist es, wenn ich mich dann von Gott nicht alleingelassen fühlen muss, im Gegenteil. So betrachtet ist dieses Adventslied für mich gerade kein Lied der frommen Innerlichkeit – sondern im Gegenteil ein Lied, in dem ich den Zustand der Erde mitbedenke, wenn ich es singe. Und mich damit trösten kann, dass Gott diese Erde und seine Menschen nicht allein lässt.
Gott kommt, dass Frieden werde. Das ist eine Utopie gegen allen Augenschein. Ein Sehnsuchtsversprechen. Diese Utopie macht das Weihnachtsfest so besonders und wertvoll. Alle Jahre wieder kommt mit diesem Fest ein Licht in die dunkle Welt. Und so singe ich das Lied mittlerweile gern, dieses Hoffnungslied von der guten Zeit und dem Frieden.