Die Morgenandacht Vom Ährenrupfen am Sabbat

Johannes Gebbe
Johannes Gebbe

Die Morgenandacht Vom Ährenrupfen am Sabbat

Johannes Gebbe widmet sich dem Evangelium und schlüpft in die Rollen von Menschen, die mit Jesus zu tun haben. Heute: der Apostel Philippus.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Für die Morgenandachten in dieser Woche habe ich mir das Evangelium angeschaut und die Menschen, die mit Jesus zu tun haben. Aus ihrer Sicht spreche ich über das Evangelium. Heute schlüpfe ich in die Rolle des Apostels Philippus.

Wir hatten großen Hunger und liefen mit Jesus durch die Kornfelder. Das Getreide war reif und die Ähren wiegten sich leicht im Wind. Es war Sabbat und wir kamen vom Gottesdienst in der Synagoge. Da wir noch nichts gegessen hatten, beschlossen wir kurzerhand, uns an den Ähren zu bedienen. Das war ja nach der Tora ausdrücklich erlaubt, so wie auch das Essen von Trauben, wenn man unterwegs im Weinberg plötzlich Hunger hat. So ging es uns auch. Wir haben uns nichts dabei gedacht – bis plötzlich wieder die Pharisäer auftauchten.
Die hatten uns echt auf dem Kieker. Sie beobachteten, wie wir mit unseren Händen die Ähren rupften und kamen sofort zu uns. Sie herrschten Jesus an: Wie können deine Jünger am Sabbat Ähren rupfen – das ist doch verboten. Sie suchten wohl wieder Streit mit Jesus. Aber sie haben vergessen, dass sie dabei immer den Kürzeren ziehen.
Jesus ließ sich auch gar nicht auf ein Streitgespräch ein. Er antwortete mit einer Gegenfrage. Ob sie nicht gelesen haben, wie der große König David damals die Schaubrote gegessen hat. David war damals auf der Flucht vor Saul und kam zum Priester Abimelech nach Nob. Dort bat er um die altbackenen geweihten Brote aus dem Tempel für sich und seine Begleiter, denn sie waren sehr hungrig und hatten nichts zu essen dabei.
Abimelech gab ihm die Brote, obwohl sie eigentlich Gott geweiht waren und nur die Priester sie hätten essen dürfen. David und seine Begleiter aßen die Brote und stillten so ihren Hunger.
Ich denke, die Pharisäer kannten die Geschichte genau. Und deswegen schwiegen sie. Vielleicht spürten sie, dass sie Jesus so nicht packen konnten.

Jesus fügte noch hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.
Das muss für die Pharisäer der Gipfel gewesen sein. Was taten sie nicht alles, um bloß nicht die Sabbatruhe zu verletzten. nicht einmal aus Versehen. So begannen sie den Sabbat schon eine Stunde früher, damit sie ja nicht zu spät sind. Der Sabbat war für die ein sehr wichtiger Teil des Gesetzes – auf keinen Fall durfte man die Regeln dazu verletzen. Und denen sagte Jesus, dass der Sabbat für den Menschen da ist und nicht umgekehrt.
Aber ich denke auch: Der Sabbat ist ein Geschenk Gottes für den Menschen. Er ist nicht dazu da, um die Menschen zu knechten und abhängig zu machen von Paragrafen, Regeln und Vorschriften. Gott zeigt uns darin seine Barmherzigkeit und Güte. Es ist ein Feiertag für die Freiheit. Es ist ein Tag zum Genießen dieser Freiheit. Und das haben wir zusammen mit Jesus getan, als wir die leckeren Ähren ausgerauft haben.
Die Pharisäer jedenfalls sagten nichts mehr und drehten beleidigt wieder ab. Ich bin gespannt, was sie als nächstes aushecken.

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