Die Morgenandacht Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!

Morgenandacht

Die Morgenandacht Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!

Nicht 10 Gebote, sondern 10 Wegweisungen sind es eigentlich! Pastor Timm Lohse geht in dieser Woche den Ursprüngen der 10 „Gebote“ nach und übersetzt sie in unsere Zeit.
Heute: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!"

Bild: Radio Bremen

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"Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!" Dieses Gebot der hebräischen Bibel klingt wie eine strenge Anweisung eines Richters vor einer Zeugenvernehmung. Eine falsche Zeugenaussage kann die Rechtsfindung erheblich erschweren oder gar unmöglich machen. Das leuchtet ein. Es geht in diesem Gebot um mehr. Jede Aussage eines Menschen sagt etwas aus über die Wirklichkeit, wie dieser Mensch diese wahrnimmt, fühlt, denkt und beurteilt. Doch wie wirklich ist diese seine Wirklichkeit? Das ist doch eine höchst persönliche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Und ob die falsch oder richtig ist, steht dahin, selbst wenn diese Person ihre Sicht mit dem Brustton der Überzeugung als "richtig" bezeugt! Jedoch: Dieses persönlich richtige Zeugnis kann sehr wohl ein falsches Zeugnis sein.

Damit stecken wir mitten im Dilemma, das uns heute erheblich zu schaffen macht - den so genannten fake News. Aussage steht gegen Aussage. Zeugnis gegen Zeugnis. Was ist falsch, was richtig? Dabei gerät das Phänomen der subjektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit als erstes unter die Räder. Also einerseits, dass meine Wahrnehmung der Tatsachen eben nur meine Sicht der Dinge ist und nicht die einzig richtige! Und daraus folgend andererseits, die Beachtung der Meinung und Sicht anderer, die gewiss auch nicht die einzig richtige ist, kommt nicht zur Geltung.

Diese Respektlosigkeit wird dadurch getoppt, dass das eigene Zeugnis bewusst manipuliert wird, um die andere Seite zu kränken, zu beleidigen, zu erniedrigen. Mobben ist ohne falsches Zeugnis nicht möglich. Und wenn sich erst ein Mob zusammenrottet - am Arbeitsplatz oder in der Schule -, dann findet der Hass freien Lauf. Unverblümt wird in den so genannten "sozialen" Medien aggressiv verleumdet, beschmutzt, verunglimpft ohne Rücksicht auf die Folgen. Ja, auch so gezielt, dass das Opfer, ob Kind, Jugendliche, erwachsene Person in den Tod getrieben wird.

Mit Wahrheitsfindung hat mobben nichts mehr zu tun, viel mehr mit Überheblichkeit. Denn die behauptete Minderwertigkeit der gemobbten Person kaschiert meist nur dürftig die eigene Armseligkeit. In diesem Gebot geht es aber um mehr: Martin Luther weist in seiner Erklärung zu diesem Gebot darauf hin: Sei bereit, die andere Person zu entschuldigen, Gutes über sie zu reden und alles zum Besten zu kehren. Wer weiß, wie begrenzt seine Sicht der Wirklichkeit ist, wird sich stets darum bemühen, diese seine Sicht der Wirklichkeit zu relativieren. So entsteht Raum für andere Sichtweisen. Und der andere Mensch wird mit seiner Sicht der Wirklichkeit verständlich und zugleich anerkannt.

Autor/Autorin

  • Timm Lohse

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