Die Morgenandacht Anerkennung und Betroffenheit

Andreas Egbers-Nankemann
Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Anerkennung und Betroffenheit

Plötzlich ist ein Freund und Kollege gestorben. Andreas Egbers-Nankemann freut sich über die Anerkennung für ihn in der Bürgerschaft.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Vor gut einem Jahr starb mein Freund und Kollege Burkhard Jutz plötzlich und unerwartet. Er war mit Leib und Seele Jungenarbeiter, Gewaltberater und Männercoach. 17 Jahre lang haben wir uns gemeinsam in der Beratungsstelle von "Männer gegen Männergewalt" engagiert und Jungen und Männern Wege aufgezeigt, ein Leben ohne Gewalt zu führen. Selbstverständlich waren wir auch vernetzt und im Austausch mit anderen Institutionen und den politischen Parteien in Bremen. Gerade die Auseinandersetzung mit der Istanbul-Konvention und dem Bremer Landesaktionsplan zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt hat unsere Vernetzung vertieft. Und doch war ich sehr überrascht, als man mir vor Kurzem erzählte, dass sogar in der Bremer Bürgerschaft ein sehr persönliches und anerkennendes Statement zum Tod von Burkhard gehalten wurde.

Die Abgeordneten debattierten entsprechend der Tagesordnung über sexualisierte und häusliche Gewalt, als sich die Abgeordnete Dr. Henrike Müller noch einmal zu Wort meldete und in ihrem Redebeitrag den plötzlichen Tod des Weggefährten Burkhard Jutz thematisierte. Sie sprach ihm mit eindrucksvollen Worten ihre Anerkennung für die geleistete Arbeit zum Schutz von Frauen und Kindern aus. So einfühlsam und wertschätzend habe ich politische Debatten selten erlebt. Gerade wenn Meinungsverschiedenheiten unversöhnlich nebeneinanderstehen, wenn Positionen einander ausschließen und Kompromisse unerreichbar scheinen, bleibt oft das Zwischenmenschliche auf der Strecke. Die inhaltliche Debatte beeinflusst die Emotionen und erhitzt die Gemüter.

In der Sache, Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen, waren sich die politischen Parteien der Bremer Bürgerschaft weitestgehend einig – und doch versuchten natürlich die Abgeordneten, sich selbst und die eigene Partei zu profilieren. Diese Strategie zu verlassen und den Blick auf jemanden zu lenken, der sich mit aller Kraft für partnerschaftliches und gewaltfreies Miteinander eingesetzt hat, ehrt nicht nur den Verstorbenen und sein Engagement.

Dieser Beitrag ist der deutliche Hinweis, dass politische Debatten und Entscheidungen gerade auf Menschen angewiesen sind, die Ideen umsetzen und für Werte einstehen, die ein faires Miteinander in der Gesellschaft ermöglichen. Oder wie es in der Bibel, im ersten Johannesbrief heißt: "Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit." (1 Joh 3,18) Ich danke Henrike Müller für ihr Statement und wünsche gerade auch den neugewählten Vertreterinnen und Vertretern in der Bremer Bürgerschaft und in den Stadtteilparlamenten, dass sie erkennen und wertschätzen können, wenn Menschen sich in Tat und Wahrheit für das Wohl der Gesellschaft engagieren.


Autor/Autorin

  • Andreas Egbers-Nankemann

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