Die Morgenandacht Vergeben lohnt sich

Morgenandacht

Die Morgenandacht Vergeben lohnt sich

Palichnologie ist die Wissenschaft von den Fußspuren. Pastorin Ragna Miller geht in dieser Woche auf Spurensuche. Heute auf die Suche nach Spuren der Vergebung.

Bild: Radio Bremen

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Spurensuche ist eine gute Sache. Spuren kann man hinterlassen. Und Spuren kann man entdecken. Immer dann, wenn ich im richtigen Moment den Blick senke, dann entdecke ich Spuren, die jemand hinterlassen hat. Spuren im Sand, an Wänden, in Briefen. Spuren in meinem Kopf, in meinem Herzen. Ich entdecke Spuren meiner Eltern und Spuren fremder Menschen. Spuren von kleinen Denkerinnen und großen Wichtigtuern. Wichtige Spuren und Spuren, die völlig nebensächlich sind.

Manchmal finde ich auch Spuren von Jesus – diesem Mann aus Nazareth. Menschensohn und Gotteskind. Ich gehe durch meinen Tag und mir fällt ein kurzes Gespräch ein, das Jesus geführt hat. Mit seinem Freund Petrus. Petrus fragt ihn: "Jesus, wie oft muss ich denn meinem Bruder vergeben, wenn der mich schlecht behandelt? Ist siebenmal genug? Reicht das, wenn ich siebenmal vergebe?" Und Jesus antwortet: "Nee. Reicht nicht. Ich sage dir: siebenmal ist nicht genug. Siebzigmal siebenmal. So oft vergib ihm." Da steh ich also. Hab eine Spur gefunden. Denke: Vergeben lohnt sich. Und denke zugleich: Puh. Das ist aber eine große Menge Vergebung. Siebzigmal siebenmal. Jedem einzelnen Menschen siebzigmal siebenmal vergeben. 490 kommt da übrigens raus. 490 mal vergeben. Eine große Menge Vergebung. Das kostet Kraft. Und zugleich: Wie schön das ist. 490 neue Anfänge. Vergebung lohnt sich.

Auch dem Falschparker. Auch dem, der mich verletzt hat. Auch der, die mich nicht versteht. Auch all den Leuten, die früher einmal fies zu mir waren, als mein Fell noch dünn und durchlässig war. Vergeben lohnt sich. Auch am Donnerstagnachmittag, wenn die Nerven gereizt sind. Aber was ist, wenn ich das nicht kann? Was ist, wenn ein Mensch einem anderen Menschen etwas so Schlimmes angetan hat, dass dieser Mensch nicht vergeben will oder vergeben kann? Was ist mit Mördern und Vergewaltigern und pädophilen Verbrecherbanden? Ich kann nicht 490 mal vergeben. Vergeben lohnt sich? Mag sein. Aber nicht zu jedem Preis.

Sich selber vergeben – lohnt sich übrigens auch. Ich vergebe mir, dass ich nicht vergeben kann und versuche es weiter. Ich vergebe dir, dass du ihm nicht vergeben kannst und bleibe an deiner Seite. Ich vergebe uns und bitte Gott den bösen Menschen zu vergeben… Vielleicht kann er es. Vergeben lohnt sich. 490 mal pro Person. Montag bis Sonntag.

Autor/Autorin

  • Ragna Miller

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