Die Morgenandacht Unterwegs gefunden: Ein Herz

Frauke Löffler
Frauke Löffler

Die Morgenandacht Unterwegs gefunden: Ein Herz

Pastorin Frauke Löffler ist ein aufmerksamer Mensch. Sie achtet auf die Dinge, die sie am Wegesrand findet. Heute ist es ein winziges rotes Herz.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Etwas Rotes blitzt auf dem Boden auf. Mitten auf dem Waldweg. Es glitzert. Ich schaue genauer hin. Ein kleines rotes Herz. So eines, das man auf Geschenke klebt. Oder als Deko auf den Tisch streut. Es ist nur wenige Millimeter groß. Ein Sonnenstrahl scheint drauf. Metallisch reflektiert es das Licht. Darum kann man das winzige Herz sehen zwischen den alten Blättern und dem Matsch auf dem Weg.
Wie es wohl hier her gekommen ist? Das ist eigentlich nicht der Ort, an dem man Geschenke überreicht. Aber vielleicht hatte es sich in einem Pulloverärmel verfangen und ist dann hier herunter gefallen. Das kleine rote Herz liegt dort und glänzt in der Sonne, umgeben von lauter Matsch und Dreck. Es liegt da, als wolle es sagen: ich muss nicht immer Geschenke oder Geburtstagstische schmücken. Ich kann auch einen matschigen Weg zum Glänzen bringen. Unweigerlich muss ich lächeln.

"Geh aus mein Herz und suche Freud an deines Gottes Gaben" kommt mir in den Sinn. Das Lied, das beschreibt, wie schön die Natur im beginnenden Sommer ist. Wie wunderbar Gott die Welt geschaffen hat. Und das davon erzählt, wie schön es im Himmel sein muss, wenn es schon auf der Erde so schön ist.
Ich vergesse das oft: dass ich mein Herz auch mal hinaus schicken muss, um sich an Gottes Gaben zu freuen. Zwischen all dem, was jeden Tag zu erledigen ist und dem, was von außen auf mich einprasselt. Zwischen Berichten über Katastrophen und meinem eigenen Gefühl von "Ich-schaff-das-nicht" bleibt mein Herz ängstlich verschlossen, wagt sich kaum umzusehen. Die Welt ist eben nicht nur schön und sommerlich, sie ist nicht nur bunt und fröhlich. Es gibt viele Situationen, in denen ich mich frage: "Wo ist Gott nur in all diesem Unglück und Leid? Ist er überhaupt da?" Ich kann diese Frage nicht beantworten.

Aber die Welt ist auch schön und sommerlich, bunt und fröhlich. Da fällt es mir leicht, zu sagen: da ist Gott. Im beginnenden Grün der Bäume, in den leuchtenden Farben der Blumen. Im freundlichen Lächeln, dass mir jemand fremdes schenkt. Geh aus, mein Herz und schau dich um: da ist Gott. Vielleicht kann ich so mein Vertrauen trainieren. Das Vertrauen, dass Gott eben auch da ist, wo es nicht schön und fröhlich ist.

So wie dieses kleine Glitzer-Herz inmitten von Matsch und Dreck da ist und mein eigenes Herz auf Reisen schickt: "Geh aus mein Herz und suche Freud an deines Gottes Gaben."

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  • Frauke Löffler

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