Die Morgenandacht Über den Epheserbrief

Elisabeth Hunold-Lagies
Elisabeth Hunold-Lagies

Die Morgenandacht Über den Epheserbrief

Im Epheserbrief steht, dass sich die weltliche Macht vor der Größe Gottes relativiert. Ein berühmter Brief, so Elisabeth Hunold-Lagies.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Gestern ging es an dieser Stelle darum, dass Briefe eine besondere Form der Kommunikation darstellen und oft Wichtiges mitzuteilen haben. Heute betrachten wir einen kurzen Abschnitt aus einem berühmten Brief des Neuen Testaments. Es geht um den Epheserbrief. Er wird in der biblischen Tradition dem Apostel Paulus zugeschrieben, was heute mehrheitlich anders gesehen wird. Für unseren Zusammenhang interessiert aber eine andere Frage: Warum wurde dieser Abschnitt von den Frauen aus Taiwan für den Gottesdienst des diesjährigen Weltgebetstags ausgesucht? Der Text ist an die junge christliche Gemeinde in Ephesus gerichtet –damals eine wohlhabende, multikulturelle und quirlige Hafenstadt im Westen der heutigen Türkei. „Wohlhabend, multikulturell und quirlig“ – da kommen schon einige Parallelen zu Taiwan zum Ausdruck. Aber das allein reicht wohl nicht als Auswahlkriterium, auch wenn man sich in der Lebenssituation der Briefempfänger wiedererkennt.

Der Text spart nicht mit großen Worten: „Gott gebe euch den Geist der Weisheit. Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid.“ (Eph 1,17) Ganz dichtgedrängt, mit nur wenigen Worten gibt es eine große Portion an Ermutigung und Zuspruch. Der Brief ist offensichtlich hineingeschrieben in eine Situation, in der vieles unklar ist. In der Entscheidungen getroffen werden müssen, die vorheriges Nachdenken erfordern. In Ephesus waren das Fragen des Aufbaus von Gemeindestrukturen, die durchaus kontrovers diskutiert wurden. Für uns gibt es in Europa aktuell eine Vielzahl von politischen Fragen, die geklärt werden müssen. In Taiwan ringt die Gesellschaft um die Frage, wie das Verhältnis zu China zu bewerten ist.

Schwierige Debatten! Und dafür – quasi als Hilfsmittel – gibt der Text einiges an die Hand. Zum Beispiel den Wunsch nach dem Geist der Weisheit. Gottes Geist begegnet uns im biblischen Kontext zusammen mit Begriffen wie Dynamik, Lebensgeist, Stärke, Klugheit und Mut. Die „Augen des Herzens“ sollen erleuchtet werden, wobei das Herz im biblischen Sinne der Sitz des Verstandes und der Erkenntnis ist. Den Empfängerinnen und Empfängern des Briefes wird gesagt: Ihr, die ihr dies alles im Gepäck habt, ihr seid zu großer Hoffnung berufen!

Der Einsatz in schwierigen politischen Fragen, der Einsatz für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in einer lebenswerten Umwelt ist nicht vergeblich. Das Vertrauen in Gottes Stärke bildet in diesem Text den Hintergrund, das große Ganze. Vor der Größe Gottes – so die Botschaft des Textes – relativiert sich weltliche und politische Macht. Und vor diesem Hintergrund kann Hoffnung wachsen und Menschen in Bewegung setzen.

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  • Elisabeth Hunold-Lagies.

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