Luchs des Monats Die aufwühlende Geschichte einer jungen Ausreißerin

Autorin

Cover: Sarah Crossan, "Toffee", Hanser, 19 Euro.
Sarah Crossan: "Toffee", übersetzt von Beate Schäfer, Hanser Verlag, 352 Seiten, 19 Euro. Empfohlen für Jugendliche ab 14 Jahren. Bild: Hanser Verlag

Der Luchs-Preis im Januar geht an die irisch-britische Autorin Sarah Crossan für ihren Roman "Toffee". Erzählt wird die Geschichte von Allison, einer jungen Ausreißerin, und Marla, die an Demenz leidet.

Mit einer Flucht beginnt die Geschichte der 15-jährigen Allison. Sie flieht aus ihrem Zuhause vor ihrem gewalttätigen Vater und macht sich auf die Suche nach ihrer "Beinahe-Mum" Kelly-Anne. Doch diese lebt inzwischen mehr als 1.000 Kilometer entfernt. Und als Allison unterwegs der Rucksack samt Handy gestohlen wird, ist jede Verbindung zu ihrem früheren Leben gekappt. Allison scheint verloren – bis sie Marla begegnet. Marla ist dement und wurde von ihrem Sohn in ihr Haus gesperrt, dort streift sie umher und lebt in ihren Erinnerungen. Als sie Allison sieht, glaubt sie, ihre Kindheitsfreundin Toffee vor sich zu haben, und bittet die Ausreißerin zu bleiben.

Urteil der Jury

"Eindrucksvoll verwebt Crossan die Lebenslinien der beiden Frauen", schreibt die "Zeit"-Redakteurin und Vorsitzende der Luchs-Jury Katrin Hörnlein in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit". Crossan "jongliert mit den Zeitebenen, verflicht Marlas Erinnerungen mit Allisons und den gemeinsamen Erlebnissen." Die freien Verse, in denen Crossan diese aufwühlende Geschichte erzählt, sind auf den rund 350 Seiten locker in wenige Zeilen gesetzt, von der Autorin meisterhaft verdichtet: "Jedes Wort, jeder Satz ist mit Bedacht gewählt – von Beate Schäfer glänzend ins Deutsche übertragen –, und gerade durch diese Reduktion entfalten die Verse eine immense Wucht." Denn gnadenlos schildere Crossan die Folgen familiärer Gewalt: wie gerade Kinder in solchen Abhängigkeiten gefangen sind, aber genauso, wie die hilfsbedürftigen Alten in Einsamkeit verkümmern.

Die Luchs-Jury empfiehlt außerdem

  • das Comic-Sachbuch "Glauben Sie an die Wahrheit?" von Doan Bui und Leslie Plée (Carlsen), empfohlen ab 14 Jahren.
  • den Gedichtband "Auseinander" von Bette Westera und Sylvia Weve (Susanna Rieder), empfohlen ab 8 Jahren.
  • das Bilderbuch "Nur ein bisschen Wasser" von Mariajo Ilustrajo (Beltz & Gelberg), empfohlen ab 4 Jahren .

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 5. Januar 2023, 15:10 Uhr

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