Im Porträt Warum Jasmin Tabatabai trotz allem Hoffnung für den Iran hat

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  • Gerhard Snitjer
Eine Frau auf der Bühne von "Bremen Zwei"
Musikerin und Schauspielerin Jasmin Tabatabai in Bremen, zu Gast bei Bremen Zwei. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Jasmin Tabatabai gehört seit Jahrzehnten zur Spitzenriege der deutschen Schauspielerinnen. Und nicht nur das: Sie spricht Hörbücher, synchronisiert Filme, hat ein Buch über ihre Kindheit im Iran geschrieben – und ist eine begeisterte Musikerin mit einer Vorliebe für Jazz.

Eine Frau auf der Bühne von "Bremen Zwei"
Musikerin und Schauspielerin Jasmin Tabatabai in Bremen, zu Gast bei Bremen Zwei.

"Im Jazz habe ich eine tolle Heimat gefunden" – Jasmin Tabatabai

Jasmin Tabatabai gehört seit Jahrzehnten zur Spitzenriege der deutschen Filmstars. Und die 55-Jährige ist auch Musikerin und hat über ihre Kindheit im Iran geschrieben.

Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Die Tochter eines Iraners und einer Deutschen, 55 Jahre alt, ist bei aller professionellen Vielseitigkeit vor allem ein Familienmensch. Ihr Buch "Rosenjahre - Meine Familie zwischen Persien und Deutschland" handelt von ihrer eigenen glücklichen Kindheit in Teheran. Sehr detailreich beschreibt sie das Leben dort. Alles aus eigener Erinnerung? "Nein", sagt sie: Sie habe vor dem Schreiben ausführlich Verwandte interviewt, allen voran ihre Mutter.

Lassen Sie Eltern und Großeltern erzählen!

Jasmin Tabatabais Empfehlung für alle, die mehr über ihre Familiengeschichte erfahren wollen

Und diesen Tipp gibt sie allen Menschen, die ihre eigene Familiengeschichte bewahren möchten: "Lassen Sie Eltern und Großeltern erzählen und nehmen sie alles mit dem Handy auf." Längst hat Jasmin Tabatabai eigene Kinder im Alter von 20, 13 und neun Jahren. Mit ihrem Partner Andreas Pietschmann, ebenfalls Schauspieler, teilt sie sich diese Verantwortung. Um so oft wie möglich bei der Familie sein zu können, arbeitet sie bevorzugt an ihrem Wohnort Berlin – und hat dafür auch schon mal anderswo interessante Angebote abgelehnt, um nicht lange verreisen zu müssen.

Besorgte Mutter in ARD-Serie "Asbest"

Auch die aktuelle TV-Serie "Asbest", die jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist, wurde in Berlin gedreht. Darin geht es unter anderem um Clan-Kriminalität, Knast-Alltag und Korruption. Jasmin Tabatabai spielt in der Serie die Mutter eines jungen Fußballers, der von seinen eigenen Clan-Angehörigen verraten wird, ins Gefängnis muss und dort tatsächlich zum Kriminellen wird. Regisseur Kida Khodr Ramadan habe das sehr authentisch inszeniert, sagt die Schauspielerin mit großem Respekt: Der Filmemacher mit libanesischen Wurzeln ist in Berlin aufgewachsen und sei mit dem Leben auf den Straßen vertraut.

Karriere-Durchbruch mit "Bandits"

Als junge Frau spielte sie vor 25 Jahren eine Gefängnis-Ausbrecherin im bahnbrechenden deutschen Spielfilm "Bandits". Mit den anderen Hauptdarstellerinnen (u.a. Katja Riemann) und mit Regisseurin Katja von Garnier ist sie immer noch befreundet. Viele Kritiken seien damals verächtlich, frauenfeindlich und voller Häme gewesen, sagt Jasmin Tabatabai. Ihrer Karriere hat das aber nicht geschadet: "Bandits" verhalf ihr 1997 zum Durchbruch.

Im Jazz habe ich danach eine tolle Heimat gefunden.

Jasmin Tabatabai über ihre Musikerinnen-Karriere nach "Bandits"

Nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Sängerin und Komponistin, denn große Teile des sehr erfolgreichen, rockigen Soundtracks stammten von ihr. Die Musikszene wollte sie daraufhin schon vereinnahmen, aber darauf ließ sie sich nicht ein. "Im Jazz habe ich danach eine tolle Heimat gefunden", sagt sie: Das sei eine Musik, die ohne Pose und Kommerz auskomme.

Zwei Frauen sitzen auf der Bühne vor dem Schriftzug "Zwei"
Mit Anja Goerz (rechts) sprach Jasmin Tabatabai auch über ihre Heimat Iran. Bild: Radio Bremen | Gerhard Snitjer

Rückkehr in den Iran? Zu gefährlich!

Jasmin Tabatabai ist auch voller Liebe zu ihrem Geburtsland Iran. Man spürt, wie dicht die Sorge und das Entsetzen über die Zustände in der Heimat unter ihrer Haut liegen. Es fällt ihr schwer, die aktuellen Nachrichten von dort zu verkraften. Immer wieder hört sie von Verhaftungen, Hinrichtungen, Vergewaltigungen und Morden. Sie war schon seit vielen Jahren nicht mehr dort: Es wäre zu gefährlich, sagt sie, denn die Revolutionsgarden nähmen häufig Reisende als Geiseln.

Eine säkulare Demokratie. Mit einer Frau als Präsidentin!

Jasmin Tabatabais Wunsch für den Iran

Hoffnung hat sie trotz all der grausamen Verbrechen dennoch: Denn seit den großen Demonstrationen und Straßenkämpfen der vergangenen Monate schaut die Welt genauer hin, was mit den Menschen, besonders den Frauen, dort passiert. Die Täter können nicht mehr im Verborgenen agieren, wie sie es seit Jahrzehnten getan haben. Ihre persönliche Strategie deswegen: Hinsehen und mit dem Finger auf die Verbrecher zeigen – das sei jetzt wichtig, sagt Jasmin Tabatabai. Sie selbst tritt bei Solidaritätskonzerten in Deutschland mit ihrer Musik und persischen Texten auf. Und auf die Frage, was ihr größter Wunsch für den Iran sei, sagt sie: "Eine säkulare Demokratie. Mit einer Frau als Präsidentin!".

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 21. Januar 2023, 11:05 Uhr

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Der Nachmittag mit Jörn Albrecht

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