Die regionale Reportage "Krass! Mache ich jetzt wirklich etwas? Die lebt ja von selbst."

Autorin

Der kleine Horrorladen
Das Figurentheater spielt das Musical "Der kleine Horrorladen". Bild: Marianne Menke

Ein Theaterabend ist immer etwas Besonderes – ein Besuch im Figurentheater umso mehr, denn nur dort sieht man lebendige Puppen auf der Bühne. Was das heißt, kann man im Bremer Figurentheater "Mensch, Puppe!" erleben. Das Ensemble spielt Stücke für Kinder und für Erwachsene, Moderne genau wie Klassiker – und das nun schon seit einem Jahrzehnt.

Mauspuppe

Das Figurentheater "Mensch, Puppe!" feiert zehnjähriges Jubiläum

Bremen-Zwei-Reporterin Kerstin Burlage hat das kleine Figurentheater in der Bremer Schildstraße besucht und dort viel über seine Anfänge erfahren – aber auch über das neuste Stück, welches im Herbst auf die Bühne kommt.

Bild: Radio Bremen | Kerstin Burlage

Die Figurenspieler Leo Mosler und Jeannette Luft machen eine erste Leseprobe für "Der Aufruf". Es ist das neuste Stück von "Mensch, Puppe!" und soll im Herbst 2022 uraufgeführt werden – im Bremer Dom. Die dazugehörigen Puppen sind noch nicht dabei, aber sie sitzen schon auf Klappstühlen auf der Bühne und warten auf ihren Einsatz.

Mauspuppe
Jeannette Luft hält die "Kirchenmaus" in der Hand – sie ist eine der Figuren aus dem neusten Stück "Der Aufruf". Bild: Radio Bremen | Kerstin Burlage

Angelegt ist das Stück an die Sintflut-Geschichte des Noah aus dem Alten Testament. Diese spielt jedoch im heute – es kommen Tiere vor, es kommt auch Noah vor, nur alles ist neu interpretiert. Dabei gehen die Tiere davon aus, dass Noah sie noch mal retten würde, aber er selbst wisse davon nichts. Es sei ein sehr lustiges Zusammenspiel, auch mit Livemusik, erzählt Jeannette Luft. Und es sei das bisher größte Projekt, teilweise mit sehr großen Puppen, ein wirkliches Experiment, führt die Figurenspielerin weiter aus.

Eigentlich sollte es nur ein Projekt werden

Experimentierfreude hat bei Jeannette Luft und Leo Mosler schon immer mitgespielt. Als sie vor mehr als zehn Jahren "Mensch, Puppe!" zusammen mit der Schauspielerin Claudia Spörri und der Regisseurin Henrike Vahrmeyer gründeten, war das zunächst auch so etwas wie ein Experiment: Eigentlich wollten wir etwas für ein Jahr versuchen. Ein Projekt, mit eigenen Stücken, Chanson- und Schauspielabenden und Lesungen. Ein Programm, welches Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht – und das kam äußerst gut an", erklärt die Puppenspielerin. Genauer gesagt: schon fast elf. Denn das zehnjährige Jubiläum war schon Ende 2021 – doch wegen Corona findet es in diesem Sommer statt.

Halbvoll ist das neue ausverkauft.

Jeannette Luft über aktuelle Besucherzahlen

Wegen der Pandemie ist, zusätzlich zum Theater in der Schildstraße, auch ein mobiler Außenspielort entstanden: die Freilichtbühne im Park beim Focke-Museum. Und Corona mache sich auch immer noch bei den Ticketverkäufen bemerkbar: "Man fängt jetzt nicht von null an, aber es ist schon so – das sagen auch viele andere Kultureinrichtungen – dass sich die Menschen auch ein bisschen daran gewöhnt haben, zu Hause zu bleiben oder vielleicht eher Essengehen. Halbvoll ist das neue ausverkauft", erklärt Jeannette Luft.

Auf dem Spielplan stehen unter anderem die Bremer Stadtmusikanten, Tschechows Kirschgarten und das Musical "Der kleine Horrorladen". Und bald auch das Stück "Der Aufruf", geschrieben von Regisseur Philip Stehmann.

Und manchmal spielt man und denkt: 'Krass! Mache ich jetzt wirklich etwas? Die lebt ja von selbst.'

Jaennette Luft, wenn sie ihre Figuren spielt
Puppen vom Figurentheater
Die Figuren werden von professionellen Puppenbauerinnen und Bauern angefertigt. Bild: Radio Bremen | Kerstin Burlage

Die Art, wie die Puppen spielen und dabei Leben einhauchen, habe etwas Magisches – das liege aber auch an den Puppen selbst, findet Jeannette Luft. Die werden für alle Stücke von professionellen Puppenbauerinnen und Bauern speziell angefertigt: "Es sind kleine Wesen, die zu einem sprechen – aber sie sind Kunstobjekte. Und trotzdem steckt in ihnen so eine Wesenheit, die man kennenlernt und wo man über die Stimme und den Geist in die Puppe eintaucht und sie so verlebendigt. Und manchmal spielt man und denkt: 'Krass! Mache ich jetzt wirklich etwas? Die lebt ja von selbst'", erklärt die Puppenspielerin begeistert.

Ein spielender Regisseur

Ihr Kollege Leo Mosler ergänzt: "Meistens sieht man ja selbst die Puppe beim Spielen. Und dadurch hat man eine Außensicht, obwohl man selbst spielt. Ich bin ein bisschen Spieler und ein bisschen Regisseur – oder eher Choreograf vielleicht – und das ist sehr spannend". Und spannend sei für die beiden auch, wie sich "Der Aufruf" bis zur Aufführung weiterentwickeln werde. Die Vorfreude auf die Aufführung im Bremer Dom sei jedenfalls groß.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 3. September 2022, 15:20 Uhr

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