Im Porträt Mehr als ein Comedian – Atze Schröders tiefgründige Seite

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Atze Schröder
So kennt man ihn: Mit seinem Programm "Echte Gefühle" steht Atze Schröder derzeit auf der Bühne. Bild: Semmel Concerts | Boris Breuer

"Ja, nee, is klar" ist ein geflügeltes Wort aus dem Kosmos von Atze Schröder. Mit Gags und Sprüchen füllt er seit Jahren die großen Konzerthallen des Landes. Zuletzt aber hat er bewiesen, dass noch ganz andere Seiten hinter der getönten Brille schlummern. In seinem Podcast "Betreutes Fühlen" spricht er mit dem Psychologen Leon Windscheid über tiefgründige Emotionen.

Atze Schröder
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Gesprächszeit "Ich bin froh, dass es so gekommen ist" – Atze Schröder

Mit Gags und losen Sprüchen füllt Atze Schröder seit Jahren die großen Hallen des Landes. Zuletzt aber hat er bewiesen, dass er auch tiefgründig werden kann.

Bild: Semmel Concerts | Boris Breuer

Minipli-Frisur, blau getönte Pilotenbrille, Cowboystiefel und immer einen kernigen Spruch parat. Das dürften viele mit dem Comedian Atze Schröder verbinden. Dem Ruhrpott-Proll aus Essen-Kray, der mit seiner "Präzisionslenkwaffe aus Zuffenhausen" über die Autobahnen brettert und sein Selbstbewusstsein großzügig zur Schau stellt.

Das hat mich alles so bewegt, dass mein inneres Gefühlsleben in Unwucht geriet.

Atze Schröder über die Talkshow-Begegnung mit Eva Szepesi

Im wirklichen Leben ist er ganz anders. Das bewies Schröder zum Beispiel Anfang 2020 in der Fernseh-Talkshow "Markus Lanz", in der die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi von ihren schrecklichen Erlebnissen im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau berichtete. Schilderungen, die Atze Schröder sichtbar nahegingen: "Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich neben ihrer Tochter saß. Als Sohn eines Soldaten, der für die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte. Und jetzt saßen die Kinder von Opfern und Tätern friedlich nebeneinander. Diese Situation fühlte sich für mich unnatürlich an. Als Eva Szepesi dann noch erzählte, dass sie die Deutschen nicht hassen kann und dass sie versuche, Frieden zu finden – hat mich das alles so bewegt, dass mein inneres Gefühlsleben in Unwucht geriet."

Sensibel und nachdenklich

Mit brüchiger Stimme und Tränen auf den Wangen bat der Comedian – stellvertretend für seinen verstorbenen Vater – Eva Szepesi um Verzeihung. Auch sonst hat er in den vergangenen Jahren häufig "echte Gefühle" gezeigt. Was erahnen lässt, dass sich hinter der extrovertierten Bühnenfigur ein sensibler, nachdenklicher Charakter verbirgt. Eine Karriere als Comedian habe er nie geplant, schreibt Schröder in seiner Autobiografie "Blauäugig". Auch die "Geburt" der prolligen Bühnenfigur vor rund 30 Jahren sei eher Zufall gewesen: "Meine Schwester und ich haben uns immer über Typen lustig gemacht, die genauso sind: Klamotten-mäßig drüber, Sprüche-mäßig drüber und immer eine Spur zu laut. Dass die trotzdem klarkommen im Leben, das war uns ein Rätsel. So entstand die Idee, alles in einer Bühnenfigur zu bündeln. Und dass daraus so ein großes Ding geworden ist, das tut mir leid!"

Vieles, was früher selbstverständlich war, geht heute Gott sei Dank nicht mehr.

Atze Schröder über Witze, die er heute nicht mehr machen würde

Fünf Mal konnte Schröder mit seinem Alter Ego den deutschen Comedypreis gewinnen, für die Serie "Alles Atze" gab es sogar den Deutschen Fernsehpreis. Das war zu Beginn des neuen Jahrtausends – als Comedy noch anders funktionierte. Heute, gibt Schröder zu, würde er manche Gags nicht mehr auf der Bühne bringen: "In Zeiten von 'MeToo' gehört es sich einfach nicht mehr, einer Frau auf der Straße hinterher zu pfeifen. Vieles, was früher selbstverständlich war, geht heute Gott sei Dank nicht mehr. Trotzdem sind das interessante Zeiten, in denen sich nach wie vor kleine Goldstücke für ein Bühnenprogramm finden lassen."

Das Leben erzählt die besten Geschichten

Das Leben erzähle eben noch immer die besten Geschichten, sagt Atze Schröder. Über seine Erinnerungen, seine Erfolge, aber auch Enttäuschungen hat er ein Buch geschrieben. "Blauäugig – mein Leben als Atze Schröder" ist im Edel-Verlag erschienen und seit dem 1. April 2022 erhältlich. Wie es mit der Figur "Atze Schröder" in Zukunft weitergeht, hält der 56-Jährige offen: "Man muss sich hinterfragen. Und gerade, wenn man so lange dabei ist wie ich, sollte man immer auch mal nach neuen Richtungen Ausschau halten."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 27. Juni 2022, 18:05 Uhr

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