In der Ausstellung Farbmächtige Installationen in der Bremer Weserburg
Neue Ausstellung: Ulla von Brandenburg
Standdatum: 10. Dezember 2021.

Wer das Bremer Museum für moderne Kunst, die Weserburg, gut kennt, kann sich dort auf eine Überraschung gefasst machen: Die Installationskünstlerin Ulla von Brandenburg hat die Räume regelrecht verkleidet, und zwar mit vielen bunten Stoffen. "Räumliche Inszenierung" nennt sie selber dieses Vorgehen, mit dem sie Museen in eine Bühne verwandelt.
"Eine Landschaft ohne Blau, wie ungefähr" in der Weserburg
Der Titel der Ausstellung ist rätselhaft, fast etwas sperrig: "Eine Landschaft ohne blau, wie ungefähr", ein Zitat aus Goethes Tafeln zur Farbenlehre. Die Wände der Ausstellungsräume in der Weserburg sind mit dicken, schweren Stoffbahnen verhangen, jeder Raum wird von einer anderen Farbe bestimmt. Das erinnert an Höhlen, wie Kinder sie bauen, die jedes Zimmer in eine andere Welt verwandeln. Und in eine neue Welt eintauchen soll man auch in der Weserburg mit der neuen Ausstellung der Künstlerin Ulla von Brandenburg, erklärt Museumsdirektorin Janneke De Vries: "Das macht die Kunst von Ulla von Brandenburg aus, dass sie sagt: Wenn ich die Leute aus ihrem Alltag heraushole, dann habe ich sie in einer Situation, dass sie auch mal über Dinge anders nachdenken."
Schon im Vorraum, von dem alle weiteren Ausstellungsräume abzweigen, sind Geräuschfetzen, Gesang, Gedichtzeilen, Blätterrauschen zu hören. Die Geräusche überlappen sich, sie stammen von Videoinstallationen, die in den verschiedenen Räumen zu sehen sind. Dazu kommen die intensiven, knalligen Farben der Stoffe – ein Raum ist komplett in Rot gehalten, ein anderer in Blau. Im ersten Moment fühlt man sich überwältigt, fast erschlagen.

Aber mit dem ersten Schritt in einen der stoffverhangenen Räume verfliegt die Überforderung. Und genau das will Ulla von Brandenburg: "Stoff ist ein einfaches Material, Wände zu bespielen und Räume komplett zu transformieren. Stoff ist aber auch ein weiches Material. Es geht aber auch darum, Räume weich werden zu lassen, um sich darin geborgen zu fühlen."
Eine Filmtrilogie transportiert Botschaften
Die Stoffe und Farben sollen empfänglicher machen für die Botschaften, die Brandenburg mit ihren Videoinstallationen vermitteln will. Die erste der drei Videoinstallationen, die aufeinander aufbauen, ist im einzigen Ausstellungsraum ohne Stoffverkleidung zu sehen: Der Raum wirkt wie eine Kirche, Bänke sind vor der Leinwand aufgebaut, Gesänge aus den Lautsprechern hallen von den hohen Wänden wider. Der Film zeigt eine Gemeinschaft, die in einem Theater lebt und arbeitet, und ihre Rituale.

Der zweite Film zeigt drei Menschen, die aus dieser Gemeinschaft übrig geblieben sind. Es sind die ältesten, die in einem Wald eine Ode an die Erotik tanzen – mit Farben und den Worten von Goethes Farbenlehre. Im letzten Teil der Trilogie, ein Tanzfilm mit dem Titel "feste Erde, flüssiger Film", tanzen Menschen im Sonnenschein in einer griechischen Ruine. Ihre Bewegungen sind gleich, aber alle tragen Kleidung aus bunten, ganz unterschiedlichen Stoffen. Die Stoffe machen klar: Diese Menschen sind Teil einer Gemeinschaft, aber ganz individuell.
Die Filminhalte sollen auf die Besucherinnen und Besucher überspringen, sagt Direktorin Janneke De Vries: "Das Ganze funktioniert erst, indem sich Besucherinnen durch die Räume bewegen und ihre Perspektive wechseln und sich die Filme angucken und sich zueinander verhalten."
Ein Erlebnisparcours für die Sinne
Die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher müssen sich auf das einlassen, was Ulla von Brandenburg mit der Weserburg gemacht hat. "Sie spielt mit Farben und Stoffen, und ihre Tanzfilme ziehen einen unweigerlich in ihren Bann", meint Bremen-Zwei-Reporterin Lisa-Maria Röhling.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 10. Dezember 2021, 17:20 Uhr