In der Ausstellung Bilder zum Eintauchen im Paula-Modersohn-Becker-Museum
Tim Eitel: Der Mensch im Mittelpunkt
Standdatum: 5. Juli 2022.

Die neue Ausstellung im Bremer Paula-Modersohn-Becker-Museum wirft einen erfrischenden Blick auf das Werk von Tim Eitel. Unter dem Titel "Die neue Nähe" stellt das Museum 16 Werke der letzten Jahre vor. Die Kunst des Leipziger Malers spielt mit unserer Wahrnehmung und lädt zum genauen Hinschauen ein.

Mit Tim Eitel präsentieren die Museen Böttcherstraße in ihrer Reihe "Sommergast" wieder einen zeitgenössischen Künstler. Tim Eitel lebt und arbeitet seit zehn Jahren in Paris. Er wird der "Neuen Leipziger Schule" zugeordnet, dessen bekanntester Vertreter Neo Rauch ist. Die Ausstellung zeigt gegenständliche und figurative Malerei, zum Beispiel Menschen, die schlafen, oder drei Frauen, die eng aneinander gekuschelt sind, außerdem Porträts und Bilder, die in einem Museum oder einer Galerie spielen. Stilistisch erinnern die Bilder an Fotos – und so ist auch die Arbeitsweise von Tim Eitel: Als Ausgangspunkt dienen ihm Fotografien, die er verfremdet und weiterverarbeitet.
Spiel mit Erwartungen

Eitels Bilder sind Momentaufnahmen, die zum Eintauchen einladen. Nicht alles ist so, wie es scheint. Ein beeindruckendes Bild hängt gleich im ersten Raum der Ausstellung: "La Sieste", ein Querformat mit einer schlafenden Frau unter einer Bettdecke. "Die Bettdecke nimmt fast zwei Drittel des Bildes ein, mit einem blau-weißen Muster. Und das Irritierende ist, je länger man das Bild betrachtet, umso mehr gewinnt diese Decke an Bedeutung. Es ist eigentlich eine geometrische, abstrakte Malerei, auch wenn das Bild auf den ersten Blick so gegenständlich erscheint. Und das ist eben das Typische für ihn, dass er mit Erwartungen arbeitet und diese Erwartungen dann nicht erfüllt, und wir uns immer wieder neu auf diese Bilder einlassen müssen," erklärt Frank Schmidt, Direktor des Paula-Modersohn-Becker-Museums.
"Die neue Nähe" – Bilder aus den vergangenen vier Jahren

Die Bilder sind in den Jahren von 2019 bis 2022 entstanden, also kurz vor und während der Pandemie, also in einer Zeit, in der Abstand gehalten wurde. Tim Eitel war zwar schon immer ein Menschenmaler, aber unter dem Eindruck der Pandemie ist der Mensch noch weiter in den Mittelpunkt seiner Kunst gerückt. Seine Figuren sorgen mit ihrer Präsenz für eine ungewohnte Nähe. Man kann ihnen ins Gesicht blicken – auch wenn sie schlafen, in Gedanken versunken sind oder sich umarmen.
Reizvolle Querverbindungen
In der Ausstellung wurden Skulpturen und Gemälde aus der eigenen Sammlung des Museums den Bildern von Tim Eitel gegenübergestellt. In einem der Räume hat der Künstler zehn seiner Porträts ausgewählt. Alle zehn dargestellten Personen blicken hier auf einen Mond über der Landschaft von Paula Modersohn-Becker.
Eine sehenswerte Ausstellung mit Bildern, in die man richtig schön eintauchen kann und die Raum für eigene Gedanken und Gefühle lassen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 2. Juli 2022, 10:10 Uhr