Auf der Bühne Theaterabend als Experiment: "Woyzeck" feiert Premiere in Bremen
Standdatum: 23. Mai 2022.

Im Theater Bremen hat "Woyzeck. Ein Singspiel für die, die nicht an die Macht wollen" Premiere gefeiert. Konzipiert wurde das Stück von Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen. In ihrer Woyzeck-Inszenierung trifft Kolonialismus-Kritik und Diversity auf klassischen Theaterstoff.
Das Originals schrieb Georg Büchner 1836 und thematisiert darin die sozialen Missstände seiner Zeit anhand des Soldaten Franz Woyzeck. Dieser wird von der Gesellschaft ausgenutzt, schikaniert und obendrein von seiner Freundin betrogen. Vermutlich psychisch krank, ersticht er schließlich seine Freundin. Es ist ein soziales Drama, das damals auf einem tatsächlichen Fall beruhte.

Singspiel mit viel Dynamik
Das Stück ist eine Art performativer Workshop, in den auch das Publikum miteinbezogen wird. Es gibt wenig Büchner-Text, dafür viel Kontext: soziologisch, historisch, politisch. Außerdem erzählen die Akteure persönliche Erlebnisse, die zum Thema passen. Die Figur Woyzeck wird von jedem und jeder einmal getanzt, gespielt oder gesungen. Gesprochen wird auf Französisch und Deutsch, gespielt mal drinnen, mal draußen im Innenhof.
Ein Theaterabend als Experiment

Die Themen, um die es geht, sind vielen hinlänglich bekannt – Kapitalismuskritik, toxische Männlichkeit, Gewalt gegen Frauen und Femizid. "Insofern wirkt das Ganze oft belehrend und auch langatmig", sagt Theaterkritikerin Christine Gorny. "In der Form gibt es originelle Ansätze, wenn etwa die erotische Wirkung der Militäruniform getanzt wird. Aber gute Tanzeinlagen sind an einer Hand abzuzählen. Die musikalische Umsetzung hat mir gefallen, oft auch die Dynamik des Geschehens. Inhaltlich wird sich zwar intensiv an der Vorlage abgearbeitet, aber mit erwartbarem Ergebnis. Alles in allem eine angestrengte und anstrengende Inszenierung", so Christine Gorny.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 21. Mai 2022, 10:10 Uhr