Auf der Bühne "Eileen" gibt Einblick in eine Welt, aus der man fliehen möchte
Standdatum: 22. Januar 2022.

Im Jahr 2015 erschien "Eileen", der erste Roman der US-amerikanischen Autorin Ottessa Moshfegh. Nun wurde die Geschichte zur Basis eines Schauspielabends am Theater Bremen. Marcus Behrens hat sich die Erstaufführung angeschaut.
Bücher auf der Bühne: Das liege voll im Trend in Deutschlands Theatern, aber die Rechnung gehe auf der Bühne des Theaters Bremen nur bedingt auf, findet Marcus Behrens. Die namensgebende Hauptfigur der Geschichte steht doppelt auf der Bühne, einmal als Mittzwanzigerin und einmal älter. Sie wird von Shirin Eissa und Irene Kleinschmidt dargestellt. "Die beiden kommunizieren mit- und ergänzen einander – und sie nehmen mich mit in ihre Welt, die ich mir gut vorstellen kann", sagt Behrens.

Zusammen mit den anderen beiden Darstellern – Mirjam Rast und Siegfried W. Maschek – wechseln sie ununterbrochen zwischen dem Erzählen des Romans und kurzen gespielten Sequenzen. Das funktioniere gut. Schwierig werde es beim Gesamteindruck, findet unser Theaterkritiker. Aber "die Idee mit Ausblicken und Rückblicken, einem runden Bühnenbereich und Vorhängen, auf die auch Live-Videobilder projiziert werden, machen es zu kurzweiligen zwei Stunden, die Regisseurin Elsa-Sophie Jach inszeniert hat."
Ein Leben zwischen zwei Gefängnissen
Die beiden Eileens nehmen das Publikum mit in ihre Welt. Eine Welt, in der man nicht verweilen möchte: Eileen ist Mitte Zwanzig, wächst in einer Kleinstadt in Neuengland an der US-Ostküste auf. Sie hat keine Mutter mehr und der Vater ist dem Alkohol verfallen. Eileen will eigentlich nur weg von diesem Ort, am liebsten nach New York City. Sie arbeitet als Sekretärin im lokalen Jugendgefängnis und wird dort am Ende von einer neuen Mitarbeiterin zu einem Verbrechen verleitet. "Es sind vor allem die Umstände, die die Geschichten erzählen. Konsequent durchgespielt wird die Handlung nicht", so Behrens.

Problematisch findet unser Theaterkritiker das Bühnenbild: "Er sieht aus, als würde das Kleine Haus tagsüber als Kita genutzt und man wusste nicht wohin mit dem Krempel. Ein Zuckerbäckerhaus, kreischgrüne Teppiche und grelles Licht arbeiten zwei Stunden lang daran, dass die düstere Halbwelt, in die mich die Doppelprotagonistin entführen will, nicht in meinem Kopf entsteht."

Spannungsbogen bröckelt am Ende
Zum Schluss werde das Stück etwas beliebig. Aber der Großteil der zwei Stunden sei von den beiden Eileens richtig gut erzählt, sagt Marcus Behrens: "Mir haben die beiden Hauptdarstellerinnen sehr gefallen. Die Videoumsetzungen ebenfalls. Alles andere war einfach zu bunt und zu viel."
Das Publikum ist beim Beifall dann aber förmlich ausgerastet. "Das spricht für die Inszenierung – vor allem, wenn man sie sich anschaut, ohne das Buch von Moshfegh gelesen zu haben", so unser Theaterkritiker.
Dramatisierung des Romans von Ottessa Moshfegh
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagmorgen, 21. Januar 2022, 10:10 Uhr