Im Porträt Abenteuer Schwerelosigkeit: Samantha Cristoforetti fliegt zur ISS

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Samantha Cristoforetti
Samantha Cristoforetti auf der International Space Station (ISS) während ihrer Futura Mission 2015. Bild: ESA/NASA

Crew-Wechsel auf der Internationalen Raumstation: Wenn zu Ostern wie geplant ein neues Space-Shuttle an der ISS andockt, wird auch ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti wieder dabei sein. Es ist ihr zweiter Einsatz in der Astronauten-WG. Dem Erdball hatte die Astronautin und Kampfpilotin schon nach dem ersten Mal das schönste Kompliment gemacht: "Es ist, als würde man ein Kunstwerk angucken."

Samantha Cristoforetti
Samantha Cristoforetti auf der International Space Station (ISS) während ihrer Futura Mission.

"Alles unter Kontrolle hat man nie" – Samantha Cristoforetti

Crew-Wechsel auf der ISS: Im nächsten Space-Shuttle, das zur ISS fliegt, wird auch ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti sitzen. Es ist ihr zweiter Einsatz.

Bild: ESA/NASA

2014 und 2015 verbrachte Samantha Cristoforetti 199 Tage im All. Als Astronautin müsse man geduldig sein und brauche auch ein bisschen Glück, hatte die 44-Jährige schon 2018 nach ihrem ersten Ausflug ins All gesagt. Denn wie bei ihr liegen oft viele Jahre zwischen den Einsätzen. Die Erinnerung an die Sterne und den weiten Kosmos müssen deshalb lange vorhalten: "Manchmal hat man den Eindruck, man hat davon geträumt. Gott sei Dank gibt es Bilder und Videos und ich weiß ganz genau, dass ich nicht davon geträumt habe."

Ich bin aufgewachsen mit einem Gefühl der Unabhängigkeit.

Samantha Cristoforetti 2018 über ihre Kindheit in den italienischen Bergen

Aufgewachsen ist Samantha Cristoforetti in einem italienischen Bergdorf, wo sie Abenteuergeschichten und die ersten Jules-Verne-Bücher verschlang. Auch den Traum, Astronautin zu werden, hatte sie früh. Ihre Kindheit, sagt sie, verbinde sie mit Freiheit: "Ich konnte aus dem Haus raus und irgendwann zurückkommen, wenn ich Hunger hatte. Der Wald war ganz nah, wir haben sehr viel am Fluss gespielt. Und ich glaube, das hat mich geprägt. Ich bin aufgewachsen mit einem Gefühl der Unabhängigkeit."

Kampfpilotin – nicht nur ein Beruf

Die Italienerin spricht Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch – einige Sprachen davon lernte sie schon auf einem Gymnasium mit Sprachen-Schwerpunkt. Dass sie anschließend Maschinenbau und Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrt studierte, fügte sich perfekt für eine künftige Karriere als Astronautin. Vorher ließ sich Cristoforetti allerdings noch als eine der ersten Frauen als Kampfpilotin bei der italienischen Luftwaffe ausbilden: "Ich wusste natürlich, dass es mir womöglich helfen würde, bei meinem Traum, Astronautin zu werden. Auf der anderen Seite kann man eine Entscheidung, zum Militär zu gehen, Kampfpilotin zu werden, nicht nur deswegen treffen. Denn die Chancen sind sehr gering. Man muss es auch mögen, als Beruf und auch als Lebensstil."

Man hat keinen Einfluss auf die Rakete.

Samantha Cristoforetti 2018 über ihren ersten Raketenstart ins All
Samantha Cristoforetti
Samantha Cristoforetti – 2015 zurück auf der Erde nach ihrer Zeit auf der ISS Bild: ESA | S. Corvaja

Kurz bevor ihr Geschwader nach Afghanistan verlegt wurde, wechselte Cristoforetti 2009 zur Europäischen Weltraumagentur ESA. Dafür absolvierte sie ein anspruchsvolles Auswahlverfahren mit medizinischen, psychologischen und fachlichen Tests. Am 23. November 2014 startete Samantha Cristoforetti in der Sojus-Kapsel vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur das erste Mal ins All: "Alles unter Kontrolle hat man bei einem Raketenstart auf keinen Fall. Es ist ein bisschen wie das Gegenteil. Man ist dabei, man hat keinen Einfluss auf die Rakete. Man hat auch keinen Einblick, wie die Rakete funktioniert. Man hört das nur über Funk vom Boden."

ISS: Abenteuer Schwerelosigkeit

Doch die Astronautin war gut vorbereitet. Mit geschlossenen Augen hätte sie alles finden können in der Kapsel, sagte Samantha Christoforetti hinterher. Danach stand das Abenteuer Schwerelosigkeit bevor. Wie jeder Astronaut und jede Astronautin vor ihr, musste die Italienerin lernen, wenig Kraft einzusetzen um sich schwebend fortzubewegen. Belohnt wurde sie für jahrelanges hartes Training mit dem Blick auf die Erde: "Der erste Blick ist hauptsächlich die Schönheit. Es ist, als würde man ein Kunstwerk angucken." Und diesen Blick darf Samantha Cristoforetti nun bald wieder erleben. Ihre Crew macht sich Mitte April 2022 für einen Start ins All bereit.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 7. April 2022, 18:05 Uhr

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Classical mit Marion Cotta

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