Auf der Bühne Gelungene Mischung aus Literatur und Action am Theater Bremen
Standdatum: 13. September 2021.
Das Stück "Wüst oder die Marquise von O – Faster Pussycat! Kill! Kill!" hat am Theater Bremen eine turbulente Uraufführung gefeiert. Regisseurin Elsa-Sophie Jach inszeniert ein Mashup aus Heinrich von Kleist und Russ Meyer. Eine gelungene Mischung aus Literatur und Action, sagt unsere Theaterkritikerin Christine Gorny.

Auf der Bühne Theater Bremen startet mit temporeicher Uraufführung in die Saison
Der sperrige Titel des Stücks bezieht sich zum einen auf die Kleist-Novelle "Die Marquise von O..." von 1808 und zum anderen auf den Kultfilm von Russ Meyer aus dem Jahr 1965 "Faster Pussycat! Kill! Kill!". Beide Werke dienen mit ihren jeweiligen provokanten Frauenbildern als Vorlage für das Theaterstück.
Kleists "Marquise von O" wird Opfer einer Vergewaltigung, heiratet später ihren Vergewaltiger und durchlebt trotzdem eine emanzipatorische Entwicklung – sie verstößt gegen Konventionen der patriarchalen Gesellschaft von 1800. Der Film von Russ Meyer entwirft ebenfalls ein für die damalige Zeit provokantes Frauenbild. Drei vollbusige Stripperinnen heizen mit ihren Sportwagen durch die kalifornische Wüste, schrecken vor Prügeleien und sogar vor Morden nicht zurück.

Aus der Perspektive der Frauen
Meyers mordende Pussycats und auch Kleists "Marquise von O" entstammen natürlich männlicher Phantasie. Dieses Theater-Update will die Geschichten der Frauen in die weibliche Perspektive rücken. In der Gemeinschaftsproduktion der Autorin Enis Maci und der Regisseurin Elsa-Sophie Jach radikalisieren sich die Marquise und die Pussycats gemeinsam und überwinden weibliche Opferrollen in einem Zeitsprung von über 150 Jahren.
Bühne wird zum Action-Spielfeld
Im Zentrum der Inszenierung steht eine drehbare Kulisse, mal Stadtschloss, mal Landschaft und mal Reflexionsraum, in dessen Wand zwei riesige Frauenporträts gestanzt wurden. Das Ganze ist fast immer in Bewegung und wird von den Schauspielenden in Schwung gehalten. Ständig wechseln Ort und Zeit. Das sorgt für Tempo und Abwechslung.

Lohnender Theaterabend
Diese Inszenierung habe ein anspruchsvolles Konzept mit spielerischer Leichtigkeit umgesetzt – mit viel Witz und stimmigen Details, sagt unsere Theaterkritikerin Christine Gorny. Das Nebeneinander von Kleist'scher Sprache und Gegenwartssound funktioniere bestens. Wüst sei es weder sprachlich noch körperlich zugegangen, sondern eher turbulent und konsequent. Christine Gornys Fazit: Ein gelungener Theaterabend, der zu Recht mit begeistertem Applaus für das ganze Team endete.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 11. September 2021, 09:20 Uhr