Auf der Bühne "Jenůfa" – eine Oper über menschliche Extremzustände
Standdatum: 11. April 2022.

Das Theater Bremen hat sich mit "Jenůfa" von Leoš Janáček an eine Oper gewagt, die kein Bühnen-Mainstream ist. Armin Petras hat das Werk inszeniert.

Die Oper des tschechischen Komponisten Leoš Janáček spielt Ende des 19. Jahrhunderts in einem Bauerndorf. Das Original ist eine Oper aus dem Mährischen Bauernleben. Mähren ist seit 1993 Teil der Tschechischen Republik. Armin Petras hat seine Inszenierung genau dort angesetzt, in den frühen 1990er Jahren, als überall von "Wende" die Rede war.
Die Geschichte von "Jenůfa" ist harter Stoff. Es geht um Eifersucht, Misshandlung, und letztlich Kindsmord. Die Oper führt in die menschlichen Abgründe einer Gesellschaft mit rigiden Moralvorstellungen und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Der Gesang auf Tschechisch mit deutschen Übertiteln unterstützt die Dramatik der Geschichte. Es ist eine Inszenierung voller Traditionen, in der aber unentwegt mit Traditionen gebrochen wurde.
Gelungene Zusammenarbeit von Petras und Gamzou
Während die Schauspiel-Inszenierungen von Armin Petras oft so angelegt sind, dass sie in einem Endzeit-Szenario oder in einer Welt spielen, die wir so eigentlich nicht mehr erleben wollen, sind seine Opern-Inszenierungen schon fast erschreckend real. Dazu treibt Yoel Gamzou die Bremer Philharmoniker wie gewohnt dynamisch durch die vielfältige Komposition von Leoš Janáček. Dem Dirigenten sieht man seine Leidenschaft für die Interpretation von Musik so deutlich an, wie bei kaum einem anderen. Auch die Bremer Philharmoniker haben alles gegeben, was in ihnen steckt.
Gamzou und Petras sind ein großartiges Team; sie haben bereits vor fünf Jahren die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" zusammen am Bremer Goetheplatz erfolgreich auf die Bühne gebracht.
Ein begeisternder Opernabend

Bremen-Zwei-Theaterkritiker Marcus Behrens bilanziert: "Ich hatte einen interessanten, einen überraschenden und am Ende sogar spannenden Abend! Und es war ein Abend, an dem die Hauptdarstellerin Nadine Lehner in der Rolle der Jenůfa, alle andere Akteure auf der Bühne in den Schatten gestellt hat. Mir wird diese Inszenierung in Erinnerung bleiben und ich werde sie sicher als Maßstab für andere in die Neuzeit importierte Opern nutzen." Auch das Publikum war überwiegend begeistert, in den Pausen konnte man einige kontroverse Diskussionen im Foyer vernehmen.
Auf der Bühne Bericht von der Premiere: Theater Bremen führt Oper "Jenůfa" auf
Auf der Bühne Regisseur Armin Petras über seine Inzenierung "Jenůfa"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 10. April 2022, 8:38 Uhr