Auf der Bühne Oper am Theater Bremen: Eine Carmen die in Erinnerung bleibt
Theater Bremen, Premiere am 19. November
Standdatum: 19. November 2021.

Sie zählt zu den bekanntesten Opern der Welt – "Carmen". Die Oper wurde von Georges Bizet komponiert und in unzähligen Versionen auf der ganzen Welt inszeniert. Die Bremer Neuinszenierung ist radikal anders. Bremen-Zwei-Reporter Marcus Behrens hat sich die Vorab-Aufführung angeschaut.

"Ich bin Carmen und das ist kein Liebeslied" steht auf dem Programmzettel. Diese Carmen steht ganz allein auf der Bühne. Flankiert von zwei Musikern am Rand. Carmen wird von Hasti Molavian verkörpert, um deren eigene Geschichte es ebenfalls geht: Die gebürtige Iranerin kam als Jugendliche nach Europa. In Deutschland wurde sie zur Mezzosopranistin ausgebildet; sie ist die Frau von Paul-Georg Dittrich, dem Regisseur dieser Bremer Inszenierung. "Wir haben sehr, sehr starke Parallelen gefunden, zwischen dem Bizet-Stoff "Carmen" und der Biografie der Solistin Hasti Molavian, einer Frau, die ihr Land, ihre Heimat verlassen hat, um überhaupt singen zu dürfen, was im Iran nicht erlaubt ist. Und diese Metapher der Freiheit, wie ein Vogel sozusagen seinem Wunsch nachgehen zu können, findet man natürlich als Leitmotiv bei 'Carmen' wieder."
Leben der Solistin und Originalgeschichte treffen aufeinander
Das Geschehen auf der Bühne ist voller Gegensätze und Parallelen zugleich, passend zur Fiktion der Oper und zum Leben der Protagonistin. Erinnerungen der Iranerin mischen sich mit Auszügen des Originals von Bizet, bestätigt der Regisseur Paul-Georg Dittrich: "Das ist unser Versuch, auf der inhaltlichen Ebene die Geschichte von Bizet absolut ernst zu nehmen, sie zu verschneiden, zu verflechten mit der Biografie unserer Solistin, und darüber hinaus der Versuch, Musiktheater in Klangwelten, in Räumen, in Spielweisen auch anders zu denken."
Dreisprachig mit viel Ausdruckskraft
Die Sprachen Französisch, Deutsch und Persisch bestimmen die Inszenierung. Die Übersetzung ist am Rand der Bühne immer verfügbar. Aber Ausstrahlung und Ausdruck von Hasti Molavian vermitteln die Geschichte so direkt und nachvollziehbar, als sei man dreisprachig aufgewachsen.
Wenn Sie sagen, ich mag keine Klassik, dann sind Sie hier genau richtig. Wenn Sie sagen, ich mag keinen Elektro, dann sind Sie hier genau richtig. Wir stürzen uns wirklich in die Musik rein und freuen uns beim Spielen.
Tobias Schwencke, Musikalischen Leiter
Für ein strikt klassisch orientiertes Opernpublikum ist der kreative Ansatz von Christopher Scheuer und dem musikalischen Leiter Tobias Schwencke sicher schwierig, alle anderen werden ganz bestimmt große Freude verspüren, wenn sie Bekanntes neu und überraschend verpackt hören. Tobias Schwencke sitzt selbst am Flügel und ist mit Begeisterung bei der Sache: "Wenn Sie sagen, ich mag keine Klassik, dann sind Sie hier genau richtig. Wenn Sie sagen, ich mag keinen Elektro, dann sind Sie hier genau richtig, wir stürzen uns wirklich dort in die Musik rein und freuen uns beim Spielen."
Kreativ umgesetzter Opernmonolog
Bremen-Zwei-Theaterkritiker Marcus Behrens bilanziert: "Was diese Carmen-Inszenierung für mich ganz besonders macht, ist die Mischung aus Innovation und Repetition, das Zusammenspiel von Noten und Klängen, die Symbiose aus Fiktion und Realität. Dittrich und Schwencke haben den Bizet-Klassiker nicht einfach neu inszeniert, sie bedienen sich am Original und denken wirklich alles nochmals neu. Das Ergebnis ist ein berührender und beeindruckender Opernmonolog, mit Musik auf der Bühne, aber ohne Chor und Orchester." Eine Neuinszenierung, die Realität und Fiktion knallhart nebeneinander stellt.

Auf der Bühne Ich bin Carmen und das ist kein Liebeslied
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 19. November 2021, 17:20 Uhr