In der Ausstellung Kunstpreis der Böttcherstraße: Kunsthalle Bremen zeigt Werke
Standdatum: 31. August 2020.

Wer wissen will, was junge internationale Kunstschaffende aus dem deutschsprachigen Raum derzeit umtreibt, sollte sich in der Kunsthalle Bremen umsehen. Erfahrene Kuratorinnen und Kuratoren haben jeweils Künstlerinnen und Künstler vorgeschlagen, deren Werk sie für zukunftsweisend halten. Alle zehn bewerben sich um den renommierten und mit 30.000 Euro dotierten Kunstpreis der Böttcherstraße.
Von den insgesamt zehn Werken der Künstlerinnen und Künstler sind über die Hälfte raumgreifende Installationen, die sich nicht nur über das Betrachten erschließen, sondern durch die man laufen kann und dabei mit Sound beschallt wird. Teilweise reagieren die Installationen auf Bewegungen. Außerdem sind die Arbeiten recht politisch: Makramee-Gebilde aus Kabeln zum Beispiel thematisieren digitale Vernetzung. Es geht um Kolonialismus, deutsch-deutsche Geschichte, Feminismus – und Corona. Dass viele persönliche Geschichten in die Werke eingeflossen sind, macht die Werke nahbar.
Künstlerinnen und Künstler am Beginn ihrer Laufbahn
Die Ausstellung macht deutlich, wie international die Kunstszene im deutschsprachigen Raum mittlerweile aufgestellt ist, vor allem in Berlin, immer noch ein Anziehungspunkt für die Kunstszene aus der ganzen Welt. So kommen Nominierte dieser Ausstellung längst nicht mehr nur aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sondern einige stammen aus Pakistan, Korea, England, andere haben türkische oder iranische Wurzeln. Allen gemeinsam ist, dass sie am Beginn ihrer Laufbahn stehen – schließlich soll ja der künstlerische Nachwuchs mit diesem Preis gefördert werden – dass sie aber trotzdem bereits einen gewissen Ruf in der Kunstszene haben. Manche haben sogar schon auf der Kasseler Documenta oder der Kunstbiennale in Venedig ausgestellt.
Reiches Themenspektrum
Die Österreicherin Ulrike Müller, die vom Direktor der Kunsthalle Bremen Christoph Grunenberg für den Preis nominiert wurde, zeigt Emaille-Arbeiten mit abstrakten Formen. Diese geometrische Abstraktion findet sich dann auch wieder auf einem gewebten Wandbehang, auf dem Highheels dargestellt sind.

Die Installationskünstlerin Henrike Naumann, die noch in der DDR geboren wurde, hat die zartvioletten Möbel eines Schuhgeschäftes aus Brandenburg aus den 1990er Jahren neu aufgebaut: Original-Verkaufstresen und Regale teilweise mit Schuhen bestückt, aber auch mit ganz anderen Dingen, wie einem nackten Ost-Sandmännchen oder DDR-Schulmaterial zum Thema Steinzeit. Sie begibt sich mit ihrer Installation gewissermaßen als Archäologin auf die Spuren deutsch-deutscher Vergangenheit.
Stephan Vogel hat eine erstarrte weiße gipsüberzogene Landschaft geschaffen, eine Mischung aus Garten und Künstler-Atelier im Stillstand. Die Britin Jesse Darling hat eine Wäscheleine im Zickzack unter die Decke gespannt und Babykleidung, fleckige Geschirrtücher, aber auch Natodraht daran gehängt, ebenso einen Ventilator, der die teilweise verstörenden Gegenstände zum Flattern bringt. Und die koreanische Künstlerin Anne Duk Hee Jordan hat sich direkt von der Coronakrise inspirieren lassen und eine Unterwasserwelt kreiert, in der Krabben Seifenblasen spucken und sich alles um das Thema Atmung dreht.
Fazit: Toller Einblick in die Kunst der Zukunft
Die Ausstellung zum Kunstpreis in der Böttcherstraße ist eine Empfehlung für alle, die sich für die Kunst der Zukunft interessiert, für die neuesten Tendenzen. Einige Arbeiten wurden extra für die Ausstellung kreiert, andere immerhin eigens aktualisiert. Der Kuratorin der Ausstellung, Mara Kinne, ist es gelungen, die Werke mit allen besonderen Anforderungen an Licht, Raum und Klang, jeweils für sich allein zur Wirkung zu bringen, aber auch miteinander – trotz der sehr unterschiedlichen anspruchsvollen Themen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 28. August 2020, 17:40 Uhr