Im Porträt Kim Lumelius bloggt über das Reisen im Rollstuhl
Standdatum: 11. Januar 2021.

Gleitschirmfliegen in den Alpen oder eine Rundreise durch Sri Lanka – mit Rollstuhl. Über 40 Länder hat Reise-Bloggerin Kim Lumelius vor der Corona-Pandemie besucht.
"Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben", schreibt Kim Lumelius auf ihrem Blog "Wheelie Wanderlust". Den hat die 33-Jährige aus Mannheim Ende 2017 gestartet. Mehr als 7.000 Follower verfolgen bei Instagram ihre Reisen vor der Pandemie, dazu kommt noch Facebook und der Blog. Zum Bloggen ist sie, die schon immer leidenschaftlich gern gereist ist, eher zufällig gekommen: "Das ist ein bisschen aus der Not heraus entstanden. Dadurch, dass ich jahrelang meine Reisen akribisch geplant habe. Vor zehn Jahren war das anders als heute. Es war einfach furchtbar schwer Dinge herauszufinden, die für mich als Rollstuhlfahrerin wichtig sind." Ihr Reiseblog richtet sich sowohl an Rollstuhlfahrer*innen als auch an alle anderen, die sich Reiseinspiration wünschen.
Mit Lutzi unterwegs
Als Kim Lumelius zwei Jahre alt ist, wird bei ihr die seltene Muskelkrankheit Spinale Muskelatrophie festgestellt. Dadurch werden ihre Muskeln zunehmend schwächer. Seit ein paar Jahren ist sie deswegen mit ihrem Elektro-Rollstuhl Lutzi unterwegs.

Im Rollstuhl um die Welt ging es vor der Corona-Pandemie an die unterschiedlichsten Orte. Mit großer Leidenschaft und mitreißendem Lachen erzählt Kim Lumelius so anschaulich von Reise-Anekdoten, dass man am liebsten sofort los möchte. Sie berichtet auch darüber, welche Hindernisse es mit einem Rollstuhl zu überwinden gibt. Um im Meer baden zu können, recherchiert sie, welche Möglichkeiten es an einem Ort gibt: Gibt es einen Strandrollstuhl? Das sind Plastikrollstühle mit Gummireifen, mit denen man sich auch im Wasser fortbewegen kann. Ein besonders Modell hat sie dabei auf der griechischen Insel Mykonos entdeckt: einen Solarstuhl. Mit einer solarbetriebenen Fernsteuerung konnte sie so alleine und ohne Hilfe ins Wasser gleiten.
Vor der Pandemie: Rundreise durch Sri Lanka
Anfang 2020, kurz vor der Corona-Pandemie, reiste sie gemeinsam mit ihrem Mann durch Sri Lanka. Sie fuhren Zug und TukTuk, waren in Tempeln und Höhlen. Die Reise hat sie vor einige Hindernisse gestellt: "In Sri Lanka ist der Verkehr, die Infrastruktur eine ganz andere, das war in der Tat öfter mal nicht ganz so leicht. Vor allem die Tempel. Hätte ich gewusst, wie viele hunderte von Treppen wir da hoch- und runtergehen, ich glaube, ich hätte es nicht gewagt, dieses Erlebnis. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe."
Die schönste Zugfahrt ihres Lebens
Stufen, schlechter Untergrund, steile Rampen, der Zugang zum Zug – oft haben die Menschen in Sri Lanka mit angepackt. "Das hat keine drei Sekunden gedauert, dann haben die mich schon in den Zug gehoben." In dem besagten Zug gab es sogar einen Rollstuhl-Stellplatz. Die Fahrt mit Blick über die Teeplantagen, "das war die schönste Zugfahrt, die ich je erlebt habe", erzählt Lumelius.
Barrierefreies Reisen in Deutschland

Auch in Deutschland kann Alltägliches wie eine Bahnfahrt zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Fahrstühle kaputt, Einstieg in den Zug nur mit Anmeldung und Hebebühne möglich. Und auch immer wieder: Kopfsteinpflaster. Trotzdem: Gerade in Sachen barrierefreies Reisen hat Deutschland aufgeholt, meint Lumelius. So finden sich auf ihrem Blog auch Tipps für das Reisen in Deutschland nach der Pandemie: Dortmund, Münsterland, Bodensee, die Pfalz. Kim Lumelius hat noch eine Wunschreise auf ihrer Liste: Sobald Corona es zulässt, möchte sie mit einem rollstuhlgerecht umgebauten Camper durch Deutschland, Slowenien und Italien reisen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 11. Januar 2021, 18:05 Uhr