Im Porträt Tusche und Tomatenliebe – diese Illustratorin macht Lieblingsbücher
Standdatum: 24. Mai 2022.

Schon mit dem Garten-Comic "Der goldene Grubber" landete die Illustratorin und leidenschaftliche Gärtnerin einen Riesenerfolg. Jetzt hat Kat Menschik rot, schwarz, violett und gelb gesehen – und ein Buch über ihr Lieblingsgemüse Tomaten gezeichnet.
"Schatten, Muster und Farben mache ich am Computer" – Kat Menschik

Die Illustratorin macht faszinierende Bücher und hat inzwischen ihre eigene Reihe: die "Lieblingsbücher" im Berliner Galiani-Verlag. Jedes Buch ist kostbar und märchenhaft gestaltet – das neueste heißt "Tomaten". Klar, dass die Künstlerin darin quasi "rot" sieht – allerdings stimmt das nicht so ganz, denn Tomaten sind bunt: Rot, violett, rosa, gelb, schwarz, lila. Und Kat Menschik hat sie alle gezeichnet, über 70 Sorten. Warum? Für den Winter wollte sie gern Tomaten einkochen. Sie musste einige Kilos kaufen und bekam von Freunden und Bekannten viele schöne Sorten. Da sie es zu schade fand, sie zu zerschneiden und zu zerkochen, hat sie vorher einfach alle gezeichnet: "Es gibt Tomaten, die sind verformt und verkrunkelt, weil die vielleicht aus einer Königsblüte gewachsen sind". Bis zu den Bildern, in dem schön mit Prägedruck gestalteten Buch, musste sie aber erst die Kamera zu Hand nehmen, dann Tusche und Papier – so entstehen ihre Zeichnungen zunächst zweifarbig, koloriert wird digital.

Alles begann in Paris
Die Entscheidung, nicht Grafikerin, sondern Illustratorin zu werden, fiel beim Studienaufenthalt in Paris, Mitte der Neunziger Jahre. "Ich war sehr, sehr arm. Ich konnte mir diese ganze Schönheit nicht leisten", erinnert sie sich an die französische Hauptstadt. Aber es fiel die Entscheidung, Comics zu machen. Ein Freund verdiente damit bereits Geld für die Miete. Und so zeichnete Kat Menschik Monat für Monat für ein kleines Heftchen, das handkopiert und handgeschnitten wurde, mit "Schnippsgummis" geheftet: "Und diese Heftchen haben wir in die Buchläden von Paris getragen." Und sie verkauften sich gut.
Nach dem Studienaufenthalt in Paris kehrte sie in ihre Heimat Berlin zurück. Denn nach der Wende, war Berlin spannender als Paris. "Berlin hat mich umgehauen. Die gesamte Struktur änderte sich und das war für junge Menschen fantastisch! Berlin war billig, wir konnten uns Wohnungen nehmen."
Ich hab' die Befürchtung, dass wir hier auf dem Land verschrullen.
Kat Menschik über nicht ganz ernst gemeinte Ängste zum Landleben

Das allerdings hatte Kat Menschik schon früher gemacht – Wohnungen besetzt zum Ende der DDR-Zeit – natürlich auch im Prenzlauer Berg, ihrem Kiez. Der Berliner Stadtteil ist legendär für seine Künstlerbohème und sie sagt: "Ich habe einen Wendekreis von 500 Metern, da wohnen alle meine Freunde." Aber diesen Kreis hat sie nun verlassen. Ihr Haus am Rand des Oderbruchs, knapp eine Stunde von Berlin entfernt, hat sie zwar schon länger, aber erst während der Lockdowns, wurde es für sie zum Lebensmittelpunkt. Und für sie, die lebensfrohe, gute Laune versprühende Künstlerin, ist es überraschend, an sich selbst schrullige Eigenschaften zu entdecken: "Wie sehr ich das liebe, einfach in Ruhe gelassen zu werden und vor mich hinzuarbeiten. Ich sage zu meinem Freund: 'Du, ich hab' die Befürchtung, dass wir hier auf dem Land verschrullen.' Und finde das aber gleichzeitig so toll!"
Die Lust an der Idee ist der ewige Antreiber
Woher ihre gute Laune, ihre Lebensfreude kommt? Sie glaube, von ihrer Mutter. Aber schon als Kind sei ihr bewusst gewesen, wie kurz das Leben ist. Jetzt mit über 50, fragt sich Kat Menschik, wo die Jahre geblieben sind. "Ich habe nichts ausgelassen! Würde mir jetzt etwas passieren, könnte ich sagen: Ich habe nichts zu bereuen!" In diesem Sinne macht sie weiter und neue Ideen sind natürlich auch da.
Kat Menschik hat mit Volker Kutscher gearbeitet und einige seiner Erzählungen um Babylon Berlin-Ermittler Gereon Rath illustriert. Kriminalbiologe Mark Beneke hat sogar extra ein Tier-Buch für sie geschrieben, welches sie illustrieren durfte. Das nächste Buch aber wird ein vegetarisches Kochbuch.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 24. Mai 2022, 18:05 Uhr