Was wir hören Unsere 3 besten Hörbücher des Jahres
Standdatum: 15. Dezember 2020.

Florian Bänsch stellt sein Best-of der Hörbücher 2020 vor: eine alte Geschichte, neu erzählt, eine optimistische Version der Zukunft und ein Spaziergang im Wald.
1 Hans Rath, "Im nächsten Leben wird alles besser": eine optimistische Science-Fiction-Geschichte
Schön, wenn Romanautoren hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Bei Hans Raths "Im nächsten Leben wird alles besser" handelt es sich nicht etwa um einen Ratgeber für den gemeinen Schwarzseher, sondern um eine Science-Fiction-Geschichte. Es geht um einen Mann, der im Jahr 2020 einschläft und im Jahr 2045 wieder aufwacht. Als Rentner. Mit einem synthetischen Robo-Butler namens Gustav. Albern? Und wie! Aber herzlich.

Warum sich das Hören lohnt
Mit diesem Roman hat Hans Rath keine großen Preise gewonnen. Aber hier ist ein Meister des Vortragens am Werk. Andreas Fröhlich, unter anderem bekannt als die Stimmen des dritten Detektivs Bob von den "???", liest das Hörbuch. Er beweist, dass ein nettes Buch vorgelesen zu einem großartigen Buch werden kann. Vor allem aber ist Raths Zukunft erfrischend optimistisch: Er glaubt daran, dass die meisten Menschen doch im tiefsten Herzen, wenn es drauf ankommt, grundsätzlich in Ordnung sind. Und das ist eine Seltenheit in der Welt der Science Fiction – und eine noch größere Seltenheit im Jahr 2020.
In Kürze
#ScienceFiction #Zukunftsvision #Optimismus
2 Wolfgang Büscher, "Heimkehr": Aussteiger-Romatik im Wald
Wolfgang Büscher, vielfach ausgezeichneter Autor und Weltwanderer, ist bekannt für seine großen Reisen: von Berlin nach Moskau, von den USA bis nach Kanada. Zu Fuß. In seinem Buch "Heimkehr" geht er nicht weit weg. Er bleibt sogar sehr lange an einem Ort. Den Frühling und den Sommer 2019 verbrachte Büscher allein in einer Hütte in einem Wald an der hessisch-westfälischen Grenze, wo er aufwuchs. Ohne Strom und fließend Wasser. Der geheime Traum von so manchem Städter. Gelesen wird das Hörbuch von Bernd Reheuser, ehemaliger Chefsprecher des Westdeutschen Rundfunks.

Warum sich das Hören lohnt
Die sanft vorgelesene Hörbuchfassung ist Romantik wie vor 250 Jahren. An der Grenze zum Kitsch, aber mit Bewusstheit für diese Grenze. Mit Respekt vor dieser Grenze. Der Wald, die Natur, sie sind mystisch, aber gleichzeitig eben auch einfach da. Kein Hörbuch für Leute, die den Wald noch nie haben rufen hören. Wenn es solche Leute denn gibt.
In Kürze
#Naturverbundenheit #Auszeit #Kindheitstraum #Wald
3 Erich Maria Remarque, "Im Westen Nichts Neues": Hörspiel des Anti-Kriegsroman-Klassikers
So macht man Hörspiele! Regisseurin Christiane Ohaus ist sich bewusst, dass Kriegsgeschichten, wenn sie groß und gewaltig sind, manchmal vielleicht zu viel Spaß machen. Die Westfront in dieser Hörspielfassung von Remarques 100 Jahre altem Roman ist nicht groß oder beeindruckend, sondern ein anstrengender Ort: die sinnlose, absurde Westfront in Flandern, 1917. Erzählt mit jungen Stimmen, die irgendwann verloren gehen.

Warum sich das Hören lohnt
Es ist nicht allzu schwierig zu sagen: Krieg ist schlimm. Das kann jeder. Darüber gibt es genügend Romane. "Im Westen nichts Neues" ist aber keine "Dieser Krieg war schlimm"- Geschichte. Es ist ein trauriger, müder Bericht aus einer unverstehbaren Welt, in der Krieg nicht schlimm ist, sondern Wetter. Wo Remarque war, steckte der Tod in der Erde und im Wind. Und das hört man auch noch 100 Jahre später.
In Kürze
#ErsterWeltkrieg #Anti-Kriegsroman #Klassiker
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Sendung, 15. Dezember 2020, 15:40 Uhr.