Im Porträt Gayle Tufts ist die Queen of "Denglisch-Comedy"

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Gayle Tufts am Theater Bremen: Wieder da!
Die Entertainerin Gayle Tufts begeistert mit ihren "One-Woman-Shows". Bild: Konstantin Stell

Gayle Tufts rockt seit Jahrzehnten Deutschlands große Bühnen. In der Presse wird sie als "amerikanische Naturgewalt" und "Ikone der Denglisch-Comedy" gefeiert. Dann kam Corona. Aber nun steht die Entertainerin mit ihrer neuen One-Woman-Show "Wieder da" erneut auf der Bühne. Ab November ist sie am Theater Bremen im Musical "Hello Dolly" zu sehen.

Schon als 16-Jährige schlüpfte Gayle Tufts in die Rolle der Dolly. Das war in ihrer Schule, der "Brockton Highschool", nahe Boston. Und weil sie das so gut machte, bekam sie ein Stipendium für die New York University – das war der Grundstein für ihre spätere Karriere als Solo-Entertainerin. 1984 kam Gayle Tufts nach Berlin. Hier arbeitet sie als Backgroundsängerin, war Performerin, Regisseurin und sogar Lehrerin, bevor sie 1991 ihr erstes Soloprogramm startete. Ihre "Denglisch-Comedy" ist mittlerweile legendär, dazu kamen Bücher, Fernsehauftritte und eine Radiokolumne.

Es ist eine Rolle für eine erwachsene Frau. Eine Frau meines Alters.

Gayle Tufts auf der Bühne (Archivbild)
Gayle Tufts über ihre Rolle als "Dolly!

In Bremen kann man Gayle Tufts bald wieder als Dolly erleben. Die Rolle bedeutet ihr bis heute viel. "Es ist eine Rolle für eine erwachsene Frau. Eine Frau meines Alters. Ich habe es mit 16 gemacht. Jetzt mit 62 bin ich endlich alt genug. Dolly ist jemand, die glaubt an die Liebe, aber sie ist auch ein bisschen enttäuscht. Und das ist etwas, was die 62 ausmacht. Mit 16 denkt man noch, die Liebe ist wunderbar und die Antwort auf alles. Und Dolly weiß, es ist manchmal komplizierter."

Ihr "Dinglisch" verstehen alle

Gayle Tufts Vater war Barkeeper, die Mutter Supermarktkassiererin. Der Vater starb, als Gayle Tufts 17 Jahre alt war: "Er war ein sehr glücklicher Mensch", sagt sie, "Er liebte Leute, er liebte Tiere." Seiner Tochter hat er den Humor vererbt. Gayle Tufts bringt ihr Publikum zum Lachen. Ihr Markenzeichen auf der Bühne ist der englisch-deutsche Sprachmix, mit dem sie doppeldeutige originelle Wendungen kreiert. Ihre Pointen feuert sie aber immer auf Deutsch ab. "Ich habe doppelt so viele Möglichkeiten etwas auszudrücken. Aber ich möchte nie jemanden im Publikum ausschließen. Darum sind die Pointen auf Deutsch. Jeder soll sie verstehen." Allerdings sind Witz und Ironie bei ihr kein Selbstzweck, sondern vielmehr ein Transportmittel für tiefgründige, kritische und auch politische Gedanken.

Wir wissen das alle: Das Leben ist nicht nur schlecht – und es ist natürlich auch nicht nur gut.

Gayle Tufts auf der Bühne (Archivbild)
Gayle Tufts

In Zeiten von Ukraine-Krieg und Energiekrise sitzen die Lacher beim Publikum nicht mehr so locker. Es sei komplizierter, die richtige Mischung zu finden. "Ich muss daran arbeiten, dass die Leute am Anfang auch lachen. (...) Wir wissen das alle: Das Leben ist nicht nur schlecht – und es ist natürlich auch nicht nur gut."

Die Hälfte ihres Lebens hat Gayle Tufts in Deutschland verbracht. Sie lebt in Berlin an der Seite eines Bremers. Ihn lernte sie in den 1990er Jahren am Jungen Theater in Bremen kennen, seitdem ist sie auch Werder-Fan. Nach dem Tod ihrer Mutter hat Gayle Tufts 2017 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Das hatte hauptsächlich mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zu tun.

"Please don't stop the Music"

Seit ihrer Kindheit liest Gayle Tufts viel, als Erwachsene schreibt sie auch Bücher. Bald kommt ihr neustes Buch heraus, darin geht es um das Alter. "Ich werde nächstes Jahr 63 und ich verstehe es nicht. Ich möchte ein bisschen über diese Schere in meinem Kopf schreiben und über meinen Körper. Arbeitstitel "Please don’t stop the Music", erklärt sie das Projekt. Ans Aufhören denkt Gayle Tufts also noch lange nicht, auch wenn ihre Shows natürlich kräftezehrend sind. Auftanken kann sie am besten am Meer und dank ihrer positiven Lebenseinstellung: "Jeden Tag mache ich eine Top-Ten-Liste von Dankbarkeitssachen. Ich weiß, das klingt nach achtziger-Jahre-Selbsthilfe-Bücher, aber es hilft."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 21. Oktober 2022, 18:05 Uhr

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