10 Fragen zum neuen Bremen-Zwei-Podcast über die 10 Gebote
Standdatum: 10. April 2022.

Der neue Podcast von Bremen Zwei heißt "Du sollst nicht... – Wie die 10 Gebote unser Leben bestimmen". Autor Jens Becker erzählt uns, was ihn an den zehn Geboten so fasziniert.
Bremen Zwei: Ein ganzer Podcast zu den zehn Geboten – warum finden Sie das Thema so wichtig?
Jens Becker: Die zehn Gebote sind ein früher Versuch in der Menschheitsgeschichte, Regeln aufzustellen, damit sich die Leute nicht die Köpfe einschlagen. Vielleicht auch ein erster Versuch, Menschenrechte zu formulieren. Und das Interessante ist, dass diese Gebote seit dem Tag, seit dem sie existieren, missachtet werden. Trotzdem sind sie noch da. Offensichtlich formulieren sie ein Menschheitsideal, wie das Leben sein sollte oder wie man sich im Leben benehmen sollte. Mich hat in dem Podcast interessiert, inwieweit diese Regeln heute verstaubt sind – oder inwieweit sie noch aktuell und anwendbar sind.
Wen haben Sie für den Podcast getroffen?
Ich habe Menschen getroffen, die gegen diese Regeln verstoßen haben und darüber reflektieren – oder für die das auf eine andere Weise Lebensthema ist. Und dann gibt es in jeder Folge ein kleines Mini-Hörspiel, das führt meistens in die Geschichte. Darin wird auch ein Fall auf sehr unterhaltsame Weise exemplarisch erzählt.

Du sollst nicht… – Wie die 10 Gebote unser Leben bestimmen Du sollst nicht lügen. Folge 10/10
Du sollst nicht… – Wie die 10 Gebote unser Leben bestimmen Du sollst nicht lügen. Folge 10/10
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Veröffentlicht am: 5. Juni 2022
Online bis: 4. Juni 2027 Informationen zur Verweildauer
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Wer ist im Podcast noch zu hören?
Zusätzlich gibt es zu Beginn jedes Podcasts ein einführendes Gespräch mit der Theologin Margot Käßmann und am Ende ein reflektierendes Gespräch mit der Psychologin Lydia Benecke. Also zum Beispiel: Warum ehebrechen wir oder warum morden wir?
Welchen Input hat Margot Käßmann gegeben?
Einen erstaunlich lebenspraktischen. Ich hatte erwartet, dass sie stärker als Theologin spricht, aber sie ist eben auch eine Pfarrerin. Das heißt, sie steht mit beiden Beinen fest im Leben. Sie hat alle diese Gebote sofort angewendet auf lebenspraktische Fragen, mit denen sie – so wie alle anderen auch – täglich konfrontiert ist.
Was war Ihnen wichtig bei der Auswahl der Gesprächspartnerinnen und -partner?
Mir war wichtig, dass sie eine besondere Geschichte zu erzählen haben. Oder dass sie aus einer bestimmten Perspektive sehr klug reflektieren können. Zum Beispiel sprechen wir in der ersten Folge über Ehebruch. Und da ist meine Gesprächspartnerin Salomé Balthus – eine Frau, die als Prostituierte arbeitet, die aber auch Zeitungskolumnistin ist und die mit den Menschen, mit denen sie Sex hat, viel über Ehebruch redet, weil die meisten gerade Ehebruch begehen. Salomé Balthus hat Philosophie studiert und kann wunderbar darüber reflektieren, warum das so ist, dass Männer – in diesem Fall sind es vor allem Männer – Ehebruch begehen.
Beim Thema Lüge – "Du sollst nicht lügen" –, spreche ich mit Thomas Gundlach. Der ist Professor für Vernehmenstechnik an der Polizeihochschule. Er bringt jungen Polizistinnen und Polizisten bei, wie sie in einer Vernehmung Lüge von Wahrheit unterscheiden können.
Eines der zehn Gebote zu brechen, ist ja – je nach Gebot – unterschiedlich schlimm oder hat unterschiedlich schlimme Konsequenzen. Haben die Menschen, die Sie getroffen haben, es bereut, eines der Gebote gebrochen zu haben?
Ja, das war uns bei der Auswahl wichtig, gerade bei dem Mörder oder dem Bankräuber, den ich getroffen habe. Das sind Menschen, die fähig sind, ihr Handeln zu reflektieren – und es heute bereuen.
Der Mörder, Hagen Braun, ist heute Mitte 40. Als junger Mann war er ein Schläger und hat im Alter von 19 Jahren jemanden bei einer solchen Schlägerei ermordet. Er hat danach erkannt, dass er da einen Schritt zu weit gegangen ist. Heute geht er als ehrenamtlicher Sozialarbeiter ins Gefängnis, um mit dem Beispiel seiner Lebensgeschichte junge Leute im Gefängnis davon abzubringen, diesen Weg weiter zu gehen.
Welche Folge hat Sie persönlich am meisten beschäftigt?
Das war schon die Folge mit dem Mörder. Hagen Brauns Geschichte hat mich so bewegt, dass ich im Interview weinen musste. Das passiert mir normalerweise nicht. Das ist nicht besonders professionell. Aber seine Geschichte ist so bewegend, wie er seinem Leben eine 180-Grad-Wende gegeben hat. Das hat mich beeindruckt.
Sie haben vorhin gesagt, die zehn Gebote seien ein Grundgerüst für die Menschheit. Trotzdem sind sie auch ein Bibeltext. Spielt der Glaube auch eine Rolle in Ihrem Podcast?
Nein, nicht wirklich. Ich selbst bin zum Beispiel Atheist und bin dieses Thema angegangen, weil die zehn Gebote in unserem Kulturkreis, der christlich geprägt ist, so eine Richtschnur des Handelns sind. Es ist kein theologischer Podcast.
Haben Sie selbst die zehn Gebote auch schon gebrochen?
Ja, eigentlich fast alle. Das Wichtigste ist sicher der Ehebruch. Ich hatte in meiner ersten Ehe eine lange Phase, in der ich nicht mehr glücklich war – und meine Frau auch nicht. Da bin ich auf Abwege geraten und habe Ehebruch begangen mit der Frau, die heute meine zweite Frau ist. Das ist sozusagen das Happy End.
Was nehmen Sie aus der Produktion des Podcasts mit?
Mich haben die Gespräche mit Lydia Benecke sehr inspiriert, weil ich da viel über die Mechanismen des Denkens verstanden habe. Zum Beispiel, wie entsteht Neid? Und wie kann das vielleicht auch zu etwas Produktivem führen.