Im Porträt Dirk Steffens: "Das Artensterben ist existenzgefährdend."
Standdatum: 16. November 2020.

Dirk Steffens ist Wissenschaftsjournalist, Moderator und einer der bekanntesten Naturfilmer Deutschlands. Der UN-Botschafter für Biodiversität ist weltweit unterwegs, um sich dem Artenschutz von Tieren und dem globalen Klimawandel zu widmen.
Der 52-Jährige wurde in Stade geboren, lebt in Hamburg und ist fast immer unterwegs. Als Kind bekam er ein Buch des legendären Bernhard Grzimek geschenkt; seitdem ist seine Abenteuerlust geweckt. Steffens trotzt beharrlich allen Jetlags und Klimawechseln und hat mittlerweile in rund 100 Ländern dieser Welt und auf allen Kontinenten gedreht. Dabei wurde er von Bullenhaien attackiert, von Elefantenjungen aufgeheitert und von Darmparasiten geplagt. Für seine Dokumentation "Supertiere" in der ZDF-Reihe "Terra X" erhielt Steffens 2011 die "Goldene Kamera".
Die Zerstörung der Natur
Von Nachrichtenredakteur zum Dokumentarfilmer: Das seien 90 Prozent Glück, zehn Prozent Hartnäckigkeit und null Prozent Talent gewesen, sagt Dirk Steffens. Eigentlich sei er Journalist und Abenteurer gewesen; erst als er begann, für "Terra X" zu arbeiten, wurder er zum Umweltschützer.
Seit mehr als 30 Jahren reist er inzwischen um die Welt; er sei ein "globaler Augenzeuge" für die Zerstörung der Natur geworden. In den 1990er Jahren tauchte er das erst Mal am Great Barrier Reef vor Australien und war von der Schönheit der Unterwasserwelt so überwältigt, dass er keinen Schlaf finden konnte. Er kam immer wieder und stellte fest, dass es jedes Mal weniger Fische und immer mehr zerstörte Korallen gab. "Diese Erlebnisse habe ich überall – von der Arktis bis zur Antarktis, die tropischen Regenwälder und die Unterwassererlebnisse. Überall, wo ich hingehe, geht alles kaputt. Und dann kann man als Journalist irgendwann nicht mehr sagen "Das erzähle ich nicht. Ich mache nur die schönen Tierbilder." Das wäre nicht ehrlich."

Artensterben ist existenzgefährdend
Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid hat Dirk Steffens die "Biodiversity Foundation“ gegründet. Ihr Ziel ist es, über die Gefahren des Artensterbens zu informieren. "Wenn wir uns mit der Biodiversität beschäftigen, dann ist das die Zusammenfassung aller ökologischen Probleme und deshalb am allerwichtigsten," sagt er.
Es ist das schlimmste Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier.
Dirk Steffens
Auch in seinem neuen Buch "Über Leben – Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden" zeigt er gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Fritz Habekuß, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt, und erklärt, weshalb es nicht reicht, die Klimakrise zu überwinden, um das Artensterben zu stoppen. Denn es ist das schlimmste Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Schätzungsweise 150 Arten verlieren wir im Moment pro Tag. Das sind ungefähr 1.000 Mal mehr als im natürlichen Evolutionsprozess aussterben würden, und das ist im wahrsten Sinne des Wortes existenzgefährdend. Wir müssen darüber reden!"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 16. November 2020, 18:05 Uhr