Im Porträt Astrophysiker Dirk Lorenzen steckt die Liebe zum Weltall in den Genen
Standdatum: 18. Dezember 2020.

Dirk Lorenzen ist leidenschaftlicher "Weltraumkorrespondent" – oder, genau genommen, Wissenschaftsjournalist mit den Spezialgebieten Astronomie und Raumfahrt. Er begeistert sich für alle Facetten des Weltalls und versteht es, auch andere damit anzustecken. Bei Bremen Zwei ist er immer wieder zu hören, wenn es um Neuigkeiten aus der Raumfahrt geht oder sich spektakuläre Ereignisse am Himmel abzeichnen.
Die Liebe zum Weltall steckt bei Dirk Lorenzen, der 1968 in Göttingen geboren wird, wohl in den Genen. In seiner Familie gibt es in den 1920er Jahren eine Frau, eine Urgroßmutter, die sich ebenfalls für das Weltall interessiert, ein kleines Teleskop ihr Eigen nennt und bereits Vorträge über all das hält, was es am Himmel zu beobachten gibt.
Es gibt kein "hier unten" und "da oben". Wir gehören wirklich zum Weltraum.
Dirk Lorenzen über das menschliche Dasein auf der Erde
1973, er ist gerade mal fünf Jahre alt, nervt Dirk Lorenzen seine Familie mit einem ganz bestimmten Kometen, den er unbedingt am Himmel betrachten will. Seine Faszination lässt nicht nach, er stöbert in Weltraumbüchern, bestaunt Bilder von Meteoritenkratern und bekommt mit 14 Jahren sein erstes Teleskop geschenkt. So entdeckt er noch mehr von der Unendlichkeit, die uns alle umgibt. Denn eines ist dem Wissenschaftsjournalisten ein ganz besonderes Anliegen: "Die Erde ist ja nicht irgendwie außerhalb – es gibt eigentlich auch kein 'hier unten' und 'da oben'. Wir sind einfach ein integraler Teil davon. Wir gehören wirklich zum Weltraum."
Mondlandung statt "Lindenstraße"
Dass er aus seiner Leidenschaft einen richtigen Beruf machen kann, wird Lorenzen als Abiturient bewusst. Bei einem Preisausschreiben gewinnt er eine Führung durch den Westdeutschen Rundfunk. Hier trifft er den Fernsehjournalisten Günter Siefarth, der für seine TV-Berichterstattung zur Mondlandung 1969 von Apollo 11 berühmt geworden ist. Statt den Kulissen der "Lindenstraße" einen Besuch abzustatten, vertiefen sich die beiden Astronomiefans in ein ausführliches Gespräch, das Lorenzen darin bestärkt, Astrophysik zu studieren und Wissenschaftsjournalist zu werden.
Die russische Raumfahrt ist großartig – sie hat die ISS gerettet.
Dirk Lorenzen über die letzten Jahre der Raumfahrtgeschichte
Für Dirk Lorenzen ist sein Job bis heute ein echtes Privileg, denn er darf nahezu überall hautnah dabei sein, wo Weltraumforschung geschieht. Diesen Zugang haben nur ganz wenige Fachjournalisten. In Deutschland hat er gerade einmal zwei Kollegen – sie nennen sich "die Drei von der Startrampe". Am liebsten ist Lorenzen in Baikonur, dem Weltraumbahnhof der Russen in Kasachstan: "Die russische Raumfahrt ist großartig, sie hat die ISS gerettet. Die USA hatten neun Jahre lang keinen Zugang für Menschen ins All. Das wäre ohne die russischen Sojus-Raketen nicht gegangen."

Wir leben an einem ganz großartigen Ort.
Dirk Lorenzen über unseren schutzbedürftigen Planeten
Von den natürlichen Himmelsereignissen sind ihm die Sonnenfinsternisse am liebsten, sie haben für Lorenzen eine Art Suchtpotenzial: Schon 14 Mal war er dabei, als der Mond sich vor die Sonne geschoben hat. 1995 erlebt er in Indien seine erste, die noch nicht einmal eine Minute dauert: "Es ist für uns Menschen wirklich etwas absolut Erschütterndes, dass plötzlich am Tag die Sonne verschwindet. Dafür sind unsere Instinkte nicht gebaut. Und nach 45 Sekunden war ich erleichtert, dass es vorbei war, obwohl ich da schon Astrophysiker und wusste, der Mond wird da nun nicht stehen bleiben", sagt er.
Umso eindringlicher appelliert Lorenzen, dass wir sorgsam mit unserem Lebensraum umgehen: "Wir sollten uns nicht ganz so wichtig nehmen, uns am Kosmos freuen und uns sagen: 'Wir leben an einem ganz großartigen Ort'. Und wenn wir uns jetzt noch ganz großartig verhalten würden, dann wäre es am allerbesten."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 21. Dezember 2020, 18:05 Uhr