In der Ausstellung Luigi Colani – ein Star-Designer im Paula-Modersohn-Becker-Museum
"Luigi Colani und der Jugendstil. Natur Mensch Design"
Standdatum: 16. Februar 2022.

Die neue Ausstellung im Bremer Paula-Modersohn-Becker-Museum überrascht mit Designobjekten in ungewöhnlichen Formen und knalligen Farben von Luigi Colani. Der gebürtige Berliner gilt als Meister der Selbstinszenierung und gehört zu den facettenreichsten Designerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Bremen-Zwei-Kulturredakteur Stephan Cartier hat sich in der Ausstellung umgesehen.
Luigi Colani (1928 bis 2019) ist ein Künstler, der die Grenzen zwischen Kunst und Design auflösen wollte. Er war begeistert vom Jugendstil, einer Kunstrichtung mit geschwungenen Formen und fließenden Linien, die in den 1890er Jahren begann und sich dann weiterentwickelte.
Der Jugendstil zeichnet sich durch eine gewisse Exzentrik aus. Auch die Erotik kommt da nicht zu kurz. Der Jugendstil ist sehr freizügig. Und das kommt Colani entgegen, da gibt es auch erotische Skulpturen.
Stephan Cartier über die Verbindung Colanis zum Jugendstil

Luigi Colanis wichtigste Inspirationsquelle war die Natur mit ihren fließenden, organischen weichen Formen. Daran orientierte er sich, um an den Menschen angepasstes Design zu entwickeln, zum Beispiel beim Entwerfen eines Sitzmöbels oder auch einer Teekanne.
Zwischen Stühlen und Flugzeugen
In der Ausstellung gibt es eine breite Palette an Objekten zu sehen: eine Waschbecken-Kollektion, ein Urinal, Stühle – darunter der berühmte multifunktionale und stapelbare Kinderstuhl "Zocker", Liegesessel, Leuchten und Geschirr. Die Objekte werden mit Werken aus dem Jugendstil von Künstlern wie Bernhard Hoetger oder Henry van de Velde kombiniert.

Außerdem zeigt das Museum einen Autobausatz, mit dem Colani einen VW Käfer upgraden wollte. "Man sieht auch die Grundlagen der Mobilität, wo Colani sehr zukunftsweisend war, was E-Mobilität angeht und die Umschaltung auf kollektiven Verkehr", erklärt Stephan Cartier. Viele seiner Entwürfe von Autos, Lastwagen, Motorrädern oder Flugzeugen wurden aber nie umgesetzt.
Eine Ausstellung mit optischen Highlights
Es macht Spaß, die fließenden Objekte zu entdecken, die aus heutiger Sicht etwas skurril und historisch, aber wahnsinnig interessant erscheinen. Ein Beispiel ist der riesige, ausufernde Fernsehapparat, den sich heute niemand mehr in die Wohnung stellen würde.
Ein echtes Highlight gibt es im historischen Ludwig-Roselius-Museum direkt nebenan zu sehen: Dort wurde eine raumgreifende Wohnlandschaft von Coloni aufgebaut, mit verschiedenen Elementen, die man zusammenschieben und in denen man liegen, essen oder fernsehen konnte. Diese Möbel in einem vom Historismus geprägten Raum – "das macht es wirklich zum optischen Highlight dieser ganzen Schau", schwärmt Stephan Cartier.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 13. Februar 2022, 09:50 Uhr