In der Ausstellung Das Übersee-Museum zeigt die wechselvolle Geschichte der Baumwolle

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Exponate in der Ausstellung "100 Prozent Baumwolle" im Übersee-Museum
Hängende Exponate: Baumwollpflanzen im Bremer Übersee-Museum. Bild: Radio Bremen | Lisa-Maria Röhling

Seit knapp 5000 Jahren wird Baumwolle von den Menschen genutzt. Welche Rolle die Pflanze in der Weltgeschichte gespielt hat und wie es heute um sie steht, darum geht es in der Ausstellung "100 Prozent Baumwolle" im Bremer Übersee-Museum.

Die Ausstellung hat sich viel vorgenommen: Es geht um die Eigenschaften der Baumwollpflanze, wie sie in verschiedenen Kulturen genutzt wurde, wie sie ihren Weg nach Europa fand und wie Baumwollprodukte in der Industrialisierung boomten. Gleich zu Beginn wird deutlich: Der Stoff ist facettenreich, vielfältig und in vielen Dingen zu finden.

Die Ausstellung beginnt mit einem Raum, der wie ein Einkaufsladen aufgebaut ist, dem "Cotton Shop". Dort sind alle Produkte ausgestellt, in denen Baumwolle enthalten ist: Kleidung, Windeln, Reinigungsmittel, aber zum Beispiel auch als Bindemittel in veganen Produkten. In anderen Räumen gibt auch immer wieder Möglichkeiten, Baumwolle anzufassen, sich Verarbeitungsmechanismen genauer anzuschauen und auch eine Wollpresse aus dem 19. Jahrhundert auszuprobieren.

Baumwolle und Kolonialismus

Baumwolle ist ein umstrittener Rohstoff. Die Geschichte der Sklaverei in der USA wird in der Ausstellung anhand einer typischen Villa auf einer Südstaatenplantagen erzählt: Auf einer Nachbildung eines solchen Gebäudes findet man an den Säulen Hinweise auf Romane wie "Vom Winde verweht". Was es damit auf sich hat, erklärt Christoph Greim, einer der Kuratoren: "Wir räumen mit dem Mythos 'Südstaatenvilla' auf und zeigen, dass dieser Mythos zu einem strukturellen Rassismus in den Vereinigten Staaten geführt hat." Die Ausstellung thematisiert die Geschichte des kolonialen Baumwollanbaus – und auch welche Rolle Bremen bei der Ausbeutung der Bevölkerung gespielt hat.

Die Ausstellungsmacher wollen eine umfassende Geschichte der Baumwolle erzählen: "Für uns ist es wichtig, nicht immer Position gegen etwas zu beziehen, sondern auch mal Position für etwas. Auch wenn es sehr viele negative Aspekte gibt, versuchen wir, diese in einen Kontext zu setzen und zu schauen: Was gibt es für Lösungsansätze und Ideen, um zu zeigen, dass die gesellschaftlich verrufene Baumwolle in Teilen zu Unrecht verrufen ist."

Exponate in der Ausstellung "100 Prozent Baumwolle" im Übersee-Museum
Blick in den "Cotton Shop" in der Ausstellung "100 Prozent Baumwolle". Bild: Radio Bremen | Lisa-Maria Röhling

Das Kuratorenteam strebt eine breite Aufklärung rund um die Baumwolle an. "Ich glaube, wir müssen dahin zurückkommen, dass wir als Menschen einen sinnvollen, ökologischen, sozialen und wirtschaftlich nachhaltigen Umgang mit Baumwolle finden. Wir müssen aufhören die Baumwolle in eine Ecke zu schieben und von unserer eigenen Verantwortung ein Stück weit zurückzutreten", sagt Kuratorin Ina Schenker. Die Kuratoren wollen die Baumwoll-Pflanze entproblematisieren. Aus ihrer Sicht war nicht die Pflanze das Problem, sondern die menschengemachten, ausbeuterischen Strukturen um sie herum.

Facettenreiche Ausstellung

Die Ausstellung beleuchtet sowohl die positiven als auch negativen Aspekte der Baumwolle. Neben ihrer Geschichte richtet sich der Blick auch in die Zukunft und zeigt, wie sich dieser Rohstoff weiterentwickelt. Hier spielt das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle, zum Beispiel wie Biosaatgut funktioniert. Und die Besucherinnen und Besucher erfahren, welche Rolle Baumwolle als Stoff in Handyhüllen oder in der Autoproduktion spielen kann, ein wichtiger Aspekt in Zeiten, in denen wir viel über Nachhaltigkeit sprechen.

Die neue Sonderausstellung "100 Prozent Baumwolle" im Bremer Übersee-Museum läuft bis zum 11. April 2023.

buten un binnen | regionalmagazin 150 Jahre Baumwollbörse: So hat auch Bremen von Ausbeutung profitiert

Die Bremer Baumwollbörse wird 150 Jahre alt. In einer Ausstellung mit dem Titel "100 Prozent Baumwolle" stellt sich auch ihrer kolonialen Geschichte.

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 1. Oktober 2020, 12:10 Uhr

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