Im Porträt Die Regisseurin verrät, warum es beim Bremer Tatort-Dreh laut wurde

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Regisseurin Anne Zohra Berrached , Mitglied der Jury, lächelt während des Pressetermins der Internationalen Jury der Berlinale.
Ihr Tatort ist am Sonntag im Ersten zu sehen: Regisseurin Anne Zohra Berrached Bild: dpa | Jens Kalaene

Anne Zohra Berrached liebt starke Gefühle und Außenseiter-Figuren. Bei ihrem Bremer Tatort "Liebeswut" hat sie sogar Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer an ihre Grenzen gebracht. "Liebeswut" ist schon der dritte Tatort, den die Regisseurin inszeniert hat.

Regisseurin Anne Zohra Berrached , Mitglied der Jury, lächelt während des Pressetermins der Internationalen Jury der Berlinale.

"Jasna und ich haben geschrien" – Anne Zohra Berrached

Regisseurin Anne Zohra Berrached liebt starke Gefühle. Beim BremerTatort "Liebeswut" hat sie sogar Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer an ihre Grenzen gebracht.

Bild: dpa | Jens Kalaene

Um ihren ersten "Tatort" machen zu dürfen, hatte sich Anne Zohra Berrached etwas einfallen lassen. Gerade frisch von der Filmhochschule gekommen, hatte sie bei einem Gala-Dinner im Studio Hamburg die Tischkarten vertauscht, um neben Produzentin Kerstin Ramcke sitzen zu können. Und der Plan ging auf: Zwei Wochen später bekam sie tatsächlich einen Anruf der Produzentin, ob sie nicht einmal eine gemeinsame Produktion machen wollen.

Wir haben einen sehr dunklen "Tatort" gemacht.

Anne Zohra Berrached über "Liebeswut"

Der Bremer Tatort "Liebeswut" ist nun schon ihr dritter Sonntagabend-Krimi. Dieses Mal geht es um eine Frau, die nach einem Wohnungsbrand tot in einem roten Tüllkleid aufgefunden wird. Alles sieht nach Suizid aus, doch dann sind auch die Töchter der Toten verschwunden und an der Wand steht eine "Teufelsbotschaft". Wichtig war Berrached, dass ihr Leitmotiv erkennbar ist: "Der Film erzählt von der Liebe. Von der schlechtesten überhaupt. Von einer schlechten Mutterliebe (...)." Das Licht war Berrached und ihrem Kameramann Christian Huck deshalb sehr wichtig: "Wir haben einen sehr dunklen Tatort gemacht", so die Regisseurin.

Den Ermittlerinnen Linda Selb und Liv Moormann
Den Ermittlerinnen Linda Selb (Luise Wolfram, links) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, rechts) wird schnell klar, dass Susanne Kramers Tod nicht das einzige Unglück bleiben wird, wenn sie nicht schnell reagieren. Bild: Radio Bremen | Claudia Konerding

Jasna und ich haben geschrien. Gleich am ersten Drehtag.

Anne Zohra Berrached über ihren kurzen Streit mit Jasna Fritzi Bauer

Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer erzählte hinterher, dass sie bei diesem Tatort endlich wieder an Grenzen gehen durfte. Mir ihr habe sie sich gut verstanden, sagt Berrached, aber sie seien auch aneinandergeraten: "Jasna und ich haben geschrien. Gleich am ersten Drehtag, gleich die erste Szene. Es ging um eine Jacke, die Jasna nicht anziehen wollte. Aber ich mag an Jasna, das man das im nächsten Moment auch wieder vergessen kann. Da bin ich genauso, da sind wir uns ähnlich und genauso haben wir es gemacht und sind Freunde geworden."

Am 29. Mai läuft der Bremer Tatort im Ersten

"Noch lange Osten" nach der Wende

Anne Zohra Berrached ist 1982 in Erfurt geboren und hat in ihrer Kindheit noch einige Jahre der DDR erlebt. In der Familie wurde zwar auch West-Fernsehen geguckt, aber aufgewachsen ist sie durchaus mit sozialistisch denkenden Eltern und Großeltern. Als die Mauer 1989 fiel, war in ihrem thüringischen Dorf "noch lange Osten", so Berrached. Ihr Vater kommt aus Algerien, das seine Arbeiter damals zur sozialistischen "Ausbildung" in die DDR geschickt hatte.

Regisseurin zu werden, kam ihr in ihrer thüringischen Heimat lange gar nicht in den Sinn: "Das war ganz weit weg – das machen andere Leute, aber nicht wir." Berrached studierte erst Sozialpädagogik, weil ihr das in der Familie so vorgelebt wurde. Erste Schritte aus diesem scheinbar vorgezeichneten Weg führten sie ans Theater und dann als Assistentin zum Film. In Eigenregie produzierte sie dann einen Film, mit dem sie sich an Filmhochschulen bewarb und in Ludwigsburg angenommen wurde.

Faible für Außenseiter und Grenzgänger

In ihren ersten Filmen hat Anne Zohra Berrached schwierige Themen angefasst: der unerfüllte Kinderwunsch eines lesbischen Paares, späte Abtreibung nach schlechter Diagnose für das Baby oder die Radikalisierung eines Lebenspartners. Berracheds Figuren sind oft Außenseiter oder kommen an ihre Grenzen. "Mich interessiert immer, wenn es Menschen angeht. (...) Jedes Gefühl, das ein Mensch hat, das sehr stark ist, interessiert mich."

Ich würde jederzeit wieder in Bremen arbeiten!

Anne Zohra Berrached über ihre guten Dreherfahrungen in der Hansestadt

Für ihren jüngsten Film "Die Welt wird eine andere sein" hat Anne Zohra Berrached ihren Hauptdarsteller im Libanon gefunden. Für die Dreharbeiten hatte sie das erste Mal in ihrem Leben länger in einem arabischen Land gelebt: "Und ich mochte die Libanesen unheimlich gerne. Es ist eine andere Art von Drehen – wesentlich chaotischer (...)", erinnert sich die Regisseurin. In Bremen hat sich Berrached auch wohlgefühlt und schließt eine Rückkehr nicht aus: "Ich war noch nie vorher in Bremen und es hat mir so gut gefallen. Ich würde jederzeit wieder in Bremen arbeiten!"

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 27. Mai 2022, 18:05 Uhr

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