Lesung mit Doris Dörrie

Mit einer Komödie über Beziehungen und Geschlechterrollen wurde die gebürtige Hannoveranerin Doris Dörrie 1986 fast über Nacht berühmt: "Männer" mit Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach katapultierte die Regisseurin ins Licht der Öffentlichkeit. Seitdem hat sie rund 25 Filme für Kino und Fernsehen inszeniert. Als Einzige von ohnehin nur drei Frauen in ihrer Filmklasse hat sie die ganz große Karriere geschafft. Weniger bekannt ist, dass sich Doris Dörrie als Opernregisseurin das Ziel gesetzt hat, junges Publikum für diese vom Aussterben bedrohte Kunstform zu begeistern. Mit Inszenierungen von "Cosí fan tutte", "Madame Butterfly" oder "Turandot" bringt sie frischen Wind in die Musiklandschaft.
Auch als Schriftstellerin hat sich Doris Dörrie einen Namen gemacht. Zahlreiche Kinderbücher, Romane und Essays sind von ihr erschienen, zuletzt der Erzählband "Die Heldin reist". Daraus las Doris Dörrie bei der Veranstaltung in der Burg zu Hagen im Bremischen am 3. September 2022.
Von einer, die auszog, das Fürchten zu verlernen
Reisen ist für die Autorin und Filmemacherin Doris Dörrie mehr, als nur eine Strecke von A nach B zurückzulegen. Es ist immer auch ein Aufbruch voller Neugierde, ein wesentlicher Teil ihres Lebens. Viel Zeit hat sie in den USA verbracht, wo sie in den wilden siebziger Jahren studierte. Und so sind die USA eines von drei Reisezielen, die wir mit ihr gemeinsam in diesen Erzählungen ansteuern. Auch nach Japan und Marokko dürfen wir sie begleiten. Ungekünstelt und glaubhaft, selbstkritisch und lebensklug erzählt Doris Dörrie von kulturellen Unterschieden, aber auch von ihren Ängsten, Privilegien und Vorurteilen. Sie denkt über das Älterwerden nach – vor allem als Frau, über Fehlentscheidungen und Neuanfänge. Beim Lesen ist es fast so, als würde die berühmte Regisseurin neben einem im Flieger sitzen und erzählen, und viel zu schnell taucht vor dem Fenster die Landebahn auf.
Buchinfos: Doris Dörrie, "Die Heldin reist", Diogenes, 240 Seiten, 22 Euro
Moderation: Katrin Krämer