Lesung mit Dörte Hansen
Nordfriesland ist die persönliche wie literarische Heimat von Dörte Hansen. 1964 wurde die Journalistin und Schriftstellerin in Husum geboren, heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe ihres Heimatortes. Hochdeutsch war ihre erste Fremdsprache – zuhause wurde Platt gesprochen, genau wie in ihren Romanen. Hoch im Norden spielen ihre Erzählungen, typisch norddeutsch sind ihre Figuren, und das kommt an: Schon ihr Debüt-Roman "Altes Land" (2015) wurde ein Riesenerfolg. Mit viel Gespür und Humor erzählt sie darin von verschrobenen Obstbauern und zugezogenen Städtern, denen das reale Landleben jegliche Illusionen raubt. Der zweite Roman "Mittagsstunde" spielt in einem fiktiven Dorf, das sich durch den Fortschritt zunehmend verändert, so dass die einst gefestigte Dorfgemeinschaft ganz zu zerbrechen droht. Die Verfilmung mit Charly Hübner und Hildegard Schmahl läuft gerade in den Kinos. Mit den Folgen fortschreitender Veränderungen kämpfen auch die Charaktere in "Zur See", Dörte Hansens drittem Roman.
"Zur See"
Diesmal nimmt uns Dörte Hansen mit auf eine namenlose, windumtoste Nordseeinsel. Im Zentrum steht die Familie Sander, die seit Generationen auf der Insel lebt. Die See bestimmt ihr ganzes Leben: Das Meer hat sie ernährt, ihren Alltag bestimmt, aber auch tiefe Spuren in den Seelen fast aller Familienmitglieder hinterlassen. Dazu verändern Fremde die Insel immer mehr. Das macht auch den Sanders schwer zu schaffen. Nur der Jüngste, Hendrik, ist scheinbar frei von alledem. Er ist der erste in der Familie, der nie ein Schiff betreten hat. Für diese Inselwelt zwischen Verschwinden und Aufbruch findet Dörte Hansen wieder einen ganz eigenen Ton.
Buchinfos: Dörte Hansen, "Zur See", Penguin Random House, 256 Seiten, 24 Euro
Moderation: Katrin Krämer