Neue Alben Wohlfühl-Folk und intime Arrangements
Standdatum: 8. Juli 2022.
Freundlicher Folk zum 30. Jubiläum von Kate Rusby. Und intime Songs von Ex-Blumfeld-Frontmann Jochen Distelmeyer: Die Alben der Woche, vorgestellt von Harald Mönkedieck und Max Spallek.
1 Freundschaftliche Gefühle

Erinnern Sie sich noch an die Hamburger Band Blumfeld? Blumfeld waren Diskurs-Pop-Galionsfigur, also Leuchtturm dieses textlastigen Ungeheuers, das vor 30 Jahren die Feuilletons im Sturm eroberte und essentieller Teil der so genannten Hamburger Schule war. Jochen Distelmeyer, der Sänger Blumfelds, veröffentlicht jetzt nach längerer Pause ein neues Album.
Wie klingt‘s?
Es beginnt mit einem dieser typischen offenen Blumfeld-Piano-Akkorde, mit diesem elegant schleppenden Beat, der schon bei "Tausend Tränen tief" gegriffen hat. Ist das noch Pop, ist das schon Schlager? Unwichtig. Sofort ist es wieder da, dieses Distelmeyer-Gefühl. Diese Wärme, dieser freundschaftliche Kontakt. Offen, dabei jedoch nie zu offensichtlich oder platt: Er singt über verlorene Wünsche, Sehnsüchte, Enttäuschung, Trennung und den Wunsch nach Liebe.
Warum hören?
Die Texte sind das eine, großartig ist aber auch, wie Distelmeyer mit der Musik umgeht. Beginnt das Album wie beschrieben mit diesem vollen, warmen Sound, werden die Arrangements im Laufe der Platte immer intimer. Distelmeyer flirtet. "Tanz mit mir" ist herrlich reduziert und dabei so sexy. Und so bisher in Deutschland noch nie gehört.
Jochen Distelmeyer: "Gefühlte Wahrheit"
2 Freundlicher Folk für freundliche Menschen

Die britische Sängerin Kate Rusby ist eine der erfolgreichsten Folk-Künstlerinnen des Vereinigten Königreichs – und das nicht erst seit gestern. Vor 30 Jahren entschied sie sich für eine Profi-Karriere als Musikerin. Dieses Jubiläum feiert sie jetzt mit Neuaufnahmen einiger ihrer bekanntesten Songs. Und viele Gäste sind auch dabei auf diesem Album, das in den englischen Folk-Charts gleich auf Nummer eins ging. Egal ob Rock-Crooner Richard Hawley, die südafrikanischen Chorstimmen von Ladysmith Black Mambazo oder Americana-Star Sarah Jarosz – sie alle liefern niveauvolle Beiträge, die dieses Album bereichern.
Wie klingt‘s?
"30: Happy Returns" ist nicht das erste Jubiläumsalbum von Kate Rusby. Es gab auch schon "20". Das neue Album ist jedoch das erste, das die klanglichen Veränderungen der letzten Jahre dokumentiert, in der Anwendung auf neu produzierte ältere Songs. Die liebliche Stimme von Rusby selbst bleibt bei ihrem stets sanften Timbre, neu sind Sound-Elemente wie analoge Synthesizer als Bass und Klangfläche sowie digital erzeugte Rhythmen. Dazu jede Menge Hall. Und weiterhin gibt es viele flink gezupfte Saiteninstrumente.
Warum hören?
"30: Happy Returns" ist eine runde Sache – zumindest für die, die es sich im neuen Sound der Sängerin aus Yorkshire bequem machen möchten, in einer Art English Folk im Dienst des Wohlbefindens. Freundlicher Folk für freundliche Menschen. Musik, die so wohl nur von der Insel kommen kann.
Kate Rusby: "30 Happy Returns"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 8. April, 15:40 Uhr