Neue Alben Finnischer Soul und ein entspanntes Sommeralbum
Standdatum: 16. Juni 2022.
Soulmusik aus Finnland, elegant und mit frischem Sound: Das ist Bobby Oroza gelungen. Und der Brite Nick Culvey fordert mit sanften Songs dazu auf, jetzt doch bitte mal gemeinsam die Welt zu retten. Die Musiktipps der Woche, diesmal von Simon Brauer.
1 Bobby Oroza überzeugt mit seiner Coolness

Geboren und aufgewachsen ist Bobby Oroza in Helsinki, in einer Musiker- und Künstlerfamilie. Seine Mutter stammt aus Bolivien und ist Sängerin, sein finnischer Vater Jazz-Gitarrist. Auch seine Geschwister arbeiten in der Show- und Musikbranche. Seine Eltern hatten eine große Plattensammlung – mit frühem Jazz, Blues, Motown-Hits, mit Gospelchören und Doo-Wop-Gruppen, aber auch Alben aus Brasilien und Afrika, Folksongs aus Nord- und Südamerika. All diese Einflüsse haben den Sound von Bobby Oroza geformt. "Get On The Otherside" heißt sein neues Album.
Wie klingt‘s?
Die Pandemie hat auch Bobby Oroza ziemlich ausgebremst: Wie viele andere Musikerinnen und Musiker konnte auch er lange Zeit nicht auf Tour gehen und auch nicht mit anderen im Tonstudio arbeiten. Statt dessen arbeitete er auf Baustellen, um Geld für seine Familie zu verdienen. Und er nutzte die Zeit, um über sein bisheriges Leben, seine Fehler und seine Verantwortung nachzudenken. Als es wieder möglich war, hat Oroza er all diese Gedanken in neue Songs verwandelt. Musikalisch ist der Einfluss von Jazz, Blues und Motown aus der Plattensammlung seiner Eltern spürbar. Der Sound ist aber nicht verstaubt, sondern frisch. Bobby Oroza ist es gelungen, den Soul der 60er ins neue Jahrtausend zu hieven.
Warum hören?
Bobby Orozas neues Album "Get On The Otherside" ist ein ziemlich zartes und minimalistisches Werk geworden. Manchmal fast zu zart; etwas mehr Kraft und Tempo hätten dem Album an der einen oder anderen Stelle durchaus gut getan, aber trotzdem überzeugt Bobby Oroza mit seiner Coolness und seiner eleganten Version von Soulmusik aus Finnland.
Bobby Oroza: "Get on the Otherside"
2 Nick Mulvey fordert zur Weltrettung auf

Als 11jähriger rappte er über den Londoner Fußballclub FC Arsenal, danach machte er Karriere gemacht in der Elektro-Jazz-Band Portico Quartet. Mittlerweile gehört Nick Mulvey zu den interessantesten Solokünstlern Großbritanniens. "New Mythology" heißt sein neues Album.
Wie klingt‘s?
Auf seinem neuen Album beschwört der britische Musiker die Kraft des Kollektivs. Menschheit und Natur stecken in der Krise, aber es besteht noch Hoffnung, sagt Mulvey. Nämlich dann, wenn wir uns den Herausforderungen stellen, wenn wir uns gegenseitig inspirieren und auch das kleine Glück schätzen. Vor gut zehn Jahren hat er die experimentelle Londoner Jazzformation Portico Quartet verlassen; Mulvey war dort vor allem Perkussionist. Er wollte aber zurück zu seiner alten Liebe, zur Gitarre. Als Kind hattet er erst Schlagzeug gespielt und dann Klavier. Dabei stellte er fest, dass er diese beiden Instrumente auf der Gitarre vereinen kann: Eine Hand spielt den Rhythmus, die andere die Melodie.
Warum hören?
Nick Mulvey singt vom Schrecken der Pandemie, vom Klimawandel, von Black Lives Matter – und trotzdem klingt sein neues Album erfreulich unaufgeregt. Die Songs sollen keine weitere Angst oder Panik verbreiten, sagt Mulvey. "Sie sind dazu da, um in diesen Zeiten tief in sich zu gehen." Und das geht ausgezeichnet zum Klang seiner sanften Stimme, der meist sanft gezupften Gitarre und der dezenten Elektronik. "New Mythology" von Nick Mulvey ist ein entspanntes und gleichzeitig raffiniertes Sommeralbum mit der direkten Aufforderung, jetzt doch bitte mal gemeinsam die Welt zu retten.
Nick Mulvey: "New Mythology"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 16. Juni, 15:40 Uhr