Neue Alben Intime Duette mit Melody Gardot & Philippe Powell
Standdatum: 10. Juni 2022.
Stimme und Klavier – mehr brauchen Melody Gardot & Philippe Powel für ihr neues Album "Entre eux deux" nicht. Und Andrew Bird veröffentlicht eine exzellent produzierte Platte zum Nachdenken. Unsere Album-Tipps der Woche von Eva Garthe und Till Lorenzen.
1 Musikalischer Deeptalk mit Andrew Bird

Große Geste, Ironie und tiefe Hingabe – das sind typische Elemente in der Musik des US-amerikanischen Musikers Andrew Bird. Seine Songs sind oft gespickt mit Witz und klugen Gedanken. Der Singer-Songwriter geht dabei eigene Wege: neben Gitarre und Mandoline, ist Bird nämlich vor allem ein exzellenter Geiger und kann sehr wohlklingend pfeifen, dazu hat er eine klassische Musikausbildung genossen. Jetzt kommt mit "Inside Problems" sein bereits 15. Studioalbum raus.
Wie klingt's?
Bird fragt nach den Grundlagen unserer Existenz: wer sind wir, was passiert mit uns, wenn wir Grenzen überschreiten, ist der Mensch fähig sich zu verändern, was hält unsere Gesellschaft zusammen oder treibt sie auseinander? Es sind hochaktuelle Fragen, die er teilweise mit mythologischen Geschichten anreichert. Die neuen Stücke sind eleganter Kammerpop, sein kunstvolles Pfeifen setzt er dieses Mal aber eher wenig ein. Deutlich dominanter ist Birds Geige – die er mal zitternd, mal frech gezupft spielt.
Warum hören?
Bird liebt es, wenn Songs sich während der Aufnahme durch spontane Impulse noch weiterentwickeln. Alle Stücke wurden live mit seiner vierköpfigen Band eingespielt. Für das neue Album sind so elf variantenreiche und enorm neugierige Songs entstanden. Dabei ist es exzellent produziert und damit die perfekte musikalische Untermalung für das eigene Gedankenkarussell.
Andrew Bird: "Inside problems"
2 Melody Gardots sechstes Studioalbum ist sinnlich, intim und beinahe zeitlos

Melody Gardot ist eine der gefragtesten Stimmen des Jazz. Ihre Fähigkeiten als Sängerin und Komponistin entdeckte die gebürtige US-Amerikanerin nach einem Verkehrsunfall, der sie fast umgebracht hätte. Als sie 19 war, wurde sie auf ihrem Fahrrad von einem SUV angefahren und erlitt massive Verletzungen an Kopf und Becken. Ihre dunkle Brille und ihr Gehstock sind keine Accessoires, sie benötigt beides im Alltag. Noch im Krankenhaus beginnt sie eine Musiktherapie und nimmt das erste Kurzalbum auf. Das war 2005. Seitdem ist viel passiert: ein ECHO-Jazz-Preis und eine Goldene Schallplatte in ihrer Wahlheimat Frankreich sind nur zwei Highlights ihrer Karriere. Jetzt ist ihr sechstes Studioalbum erschienen.
Wie klingt's?
Der Titel "Entre eux deux" – frei übersetzt "zwischen uns zweien" – ist Programm bei dem neuen Album: Es ist ein Duo-Album, ihr erstes, aufgenommen mit dem brasilianischen Pianisten und Komponisten Philippe Powell. Stimme und Klavier – mehr brauchen die beiden nicht. Denn diese Reduktion aufs Wesentliche rückt Gardots Stimme ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Besonders in den tiefen Lagen entwickelt sie einen fesselnden Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Viele Stücke klingen wie Jazzstandards von George Gershwin aus dem Great American Songbook. Doch das täuscht! Die beiden haben fast alle Titel selbst komponiert und getextet.
Warum hören?
Mit nostalgischem Grundton bewegen sich die Songs auf dem Album zwischen Jazz, französischem Chanson und brasilianischer Musik der 1960er Jahre. Sinnlich, intim und beinahe zeitlos. Für Freunde von klassischem Vocal Jazz à la Peggy Lee eine absolute Empfehlung.
Melody Gardot & Philippe Powell: "Entre eux deux"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 7. Juni , 8:20 Uhr