Neue Alben Lea Desandre mit einer Hymne an starke Frauen
Standdatum: 18. März 2022.
Die Mezzosopranistin Lea Desandre widmet sich auf ihrem Debütalbum den sagenhaften Amazonen und die Band Midlake meldet sich nach langer Pause zurück – mit Pop für Erwachsene. Die Albumtipps der Woche, vorgestellt von Max Spallek und Wolfgang Stapelfeldt.
1 Midlake mit Pop für Erwachsene

Der erstaunlich unsympathische Spotify-Chef Daniel Ek sagte vor ein paar Jahren, Bands und Künstlerinnen und Künstler sollten sich in Zukunft darauf einstellen, dass es nicht mehr reichen würde, nur alle paar Jahre ein Album zu produzieren. Kontinuierliches Arbeiten und Veröffentlichen sei der neue Weg zu Erfolg und Auskommen. Manche wollen diesen Stress aber nicht mitmachen: Die Band Midlake bringt jetzt nach achtjähriger Pause ihren neuen Longplayer "For the Sake of Bethel Woods" heraus.
Wie klingt's?
Den spröden Folk hatte das Quintett zum Glück schon beim letzten Album hinter sich gelassen, und so macht sich hier auch gleich bei den ersten Klängen ein wohliges Gefühl breit. Wie eine warme Decke legt sich der Sound um die natürlich gewachsenen Melodien. Pop für Erwachsene.
Wir erkennen ein wenig Wilco, hören Fleetwood Mac-Zitate, auch Electric Light Orchestra-Versatzstücke sind dabei. Alles sehr geschmackssicher und gediegen. Dabei haben diese Songs trotzdem eine Leichtigkeit und klingen nie nach selbstgefälligem Plagiat, sondern immer eigenständig.
Warum hören?
"For the Sake of Bethel Woods" von Midlake ist ein durchgehend gutes, wenn nicht sogar herausragendes Album geworden. Wer auf seriöses Pop-Handwerk steht, kommt in diesem Jahr an dieser Platte nicht vorbei.
Midlake: "For the Sake of Bethel Woods"
2 Lea Desandre feiert die Amazonen

Die französische Mezzosopranistin Lea Desandre befasst sich in ihrem Solo-Debütalbum mit den sagenhaften Amazonen und wie sie für einige Frauengestalten in der Musik des Barock quasi zu Patinnen wurden. "Amazone" haben die junge Sängerin und das Ensemble Jupiter das Album überschrieben.
"'Amazone' ist eine Hymne an jene Frauen, die mich leiteten und mich immer wieder mit ihrem Wohlwollen, ihrer Loyalität, der Magie ihrer Kunst und der Kraft ihrer Handlungen in Erstaunen versetzten." So beschreibt Lea Desandre das Konzept ihres Albums.
Wie klingt's?
Es ist eines der großen Verdienste dieses Albums, auch den heute weniger bekannten Komponisten und ihren Werken eine Stimme zu verleihen – und so ist auch manche Ersteinspielung dabei. Die noch nicht einmal 30-jährige Lea Desandre ist französisch-italienischer Herkunft. Den gleichen Hintergrund haben auch die sehr klug zusammengestellten Musiken, in denen alles vertreten ist, was an Emotionen zur Verfügung steht: Kampfesmut und Verzweiflung, Liebe und Verlust. Unterstützt wird die Sängerin von dem großartigen Ensemble Jupiter unter der Leitung von Thomas Dunford.
Warum hören?
Es macht Freude, dieses Album mit seinen wechselnden Stimmungen anzuhören und sich einmal ganz diesem Blick auf besondere Frauen hinzugeben – auch wenn sie meist nur Geschöpfe der Fantasie sind. Von Männerfantasien, übrigens.
Lea Desandre: "Amazone"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 16. März 2022, 13:40 Uhr